Langes Wochenende am 1.Mai! Da hieß es: Ab in die Sächsische Schweiz. Da Michas Auto Anlaufprobleme hatte, kamen wir erst gegen Mittag im Kirnitzschtal an, was massive Parkplatzprobleme zur Folge hatte. So düsten wir also nach Hinterhermsdorf rüber und konnten dort den Karren entspannt abstellen. Himmel und Menschen waren unterwegs. Kein Wunder bei dem schönen Wetter.
Als Warmmachübung bot sich der Gamskopf an. Dann kam die Kür in Form der Raubschütznadel. In Anbetracht des weit oben steckenden Ringes war mir etwas mulmig zumute. Nachdem der Einstieg gefunden war, ging es mit stemmen und Schnaufen höher, immer mal ausweichend auf den AW oder die Talkante. Zwei nicht mal mehr moralische Sanduhren von ca. 3 mm Stärke wurden wieder ausgebaut, denn großartigerweise gab es auf halber Höhe eine hundertprozentige Fädelsanduhr. Für den Ring musste man sich ganz schön lang machen und das anschließende Rüberziehen ging mit 1,89 m gerade so. Das war mal wieder Elbsandsteinklettern, wie wir es lieben. Brecki und Micha machten dann lieber gleich von der Unterstützung Gebrauch. Dementsprechend lag oben noch das Original Gipfelbuch von 1961. Sollte man nach einem Gipfel suchen, an dem man definitiv nicht schlangestehen muss, dann dürfte dieser ein heißer Kandidat dafür sein.
Zum Feierabend krabbelten wir noch auf den Raubschützturm und beschlossen den Donnerstag mit einem zünftigen Mahl in der Hoffnung, einer Hinterhermsdorfer Gastwirtschaft. Sehr zu empfehlen! In der wohl bekannten Ferienunterkunft, sonnten sich am Abend schon Tina, Judit, Elmo und Heiko.
Am Freitag zuckelten wir in aller Frühe los, ergatterten einen der ersten Parplätze an der Felsenmühle und asteten zur Affensteinpromenade hoch. Gottseidank hatten wir mittlerweile mit Heiko einen ortskundigen Führer dabei, der uns zielgenau zum Sprung auf den Rübezahlturm leitete. Besagter Heiko hüpfte dann auch mal kurz hinüber, als wäre es nichts weiter. Die weniger sprungbegeisterten Jugendlichen zauderten dann jedoch ein wenig. Brecki und ich sprangen schließlich auch aufs Gipfeli und der Micha verstauchte sich den Fuß als Seilletzter. So ein Mist! Leider war für ihn dann der Klettertag gelaufen, aber wenigstens hatte er keine schlimme Verletzung erlitten. Aufatmen war angesagt!
Die Damen nebst Hund hatten davon aber wenig mitbekommen, da diese eine ausgedehnte Wanderung unternahmen.
So zogen wir hinüber zur Rauschensteiner Nadel, die uns mit einer Genuss-Fünf erfreute. Die Nummer drei im Bunde war die Winterbergbarbarine, die wir ohne Anleitung wohl immer noch suchen würden. Das war schon wieder Boot Camp für Fortgeschrittene. Die Linke AW-Variante sah zwar erst einmal gruselig aus, entpuppte sich aber beim klettern als Genuss erster Kajüte. Gewusst wie! Oben lag noch ein Gipfelbuch von 1969 und wir hatten am 2.5. die Jahreserste. Auch kein Modegipfel. Schade, dass der Abwärtsweg so Mikado-isiert war. Ich hätte gerne den Talweg gemacht.
Als weiteres Schmankerl gab es dann den AW des Wespenturms – einen schöner Hangelriss von Dietmar Hasse. Kurz und schön! Und auch hier lag ein altes Buch, diesmal von 1978 und auch hier hatten wir die Jahreserste.
Dann wanderten wir hinunter, trafen am Wegesrand den Micha und beschossen, noch den Yeti einzusammeln, meinen 450sten Gipfel. „Angstkante“ klang vielversprechend. Eine IV stand im alten Kletterführer, eine VI o. U. in der Neuauflage. Ich sag es mal so: Ich fand die VIIc an der Zschandspitze einfacher und weniger nervenaufreibend. Über die Schwierigkeit kann man sich sicher streiten, aber eine VI war das nie und nimmer (und eine IV schon gar nicht). Knackige Züge auf schmalen Tritten, garniert mit zwei verspannten Schlingen im ersten Band führten zur abgewetzten Dauerschlinge im zweiten Band. Hatte man das erreicht, war bereits das erste Mal das Höschen feucht geworden. Dann musste nochmal hoch angetreten werden, um mit einem beherzten Boulderzug den Gipfel zu erreichen. Das ganze immer jeweils mit der Sicherung schon recht weit unter den Füßen. Stürzen erschien keinesfalls als empfehlenswert. Wer immer schon mal testen wollte, wo er im Vorstieg so klettertechnisch und moralisch steht, dem sei die Angstkante am Yeti angeraten. Immerhin holten wir seit der Erstbegehung im Jahre 1973 erst die 98. Begehung. Ohne Kommentar.
Abends feierten wir wieder im FdgB-Heim mit Judit, Elmo und Tina samt Grillgut und Likör, wurden dann aber durch heftige Gewitter in die Hauptstadt zurückgetrieben.
Bis bald! (Frank T., 3.5.2025)