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Kotzbrocken und Sternchenwege (Ein Fels für die Tonne)Dirk an der Einstiegswand vom Verlassenen Turm

Der Verlassene Turm stand ganz oben auf Dirks Wunschzettel. Da er auch bei Heikos Nachbarn heiß begehrt war, so irrten wir also an einem Sonnabend im August etwas planlos durch den Brand und fanden ihn, nach landschaftlich schönen, kleinen Umwegen schließlich an seinem angestammten Platz. Der Talweg mit VIIc war dann gleich ein ordentlicher Brocken für die erste Route des Tages bzw. die erste Elbiroute seit über zwei Monaten.
Aber die Sorge war umsonst. Grandioser Fels und großartige Kletterei mit zwei kleinen moralischen Stellen führten zum Gipfelglück. Die Ringe steckten an den richtigen Stellen und zwischendurch gab es noch ein paar Schlingen für die Nerven. So wünsche ich mir das.

Dirk und ich seilten vorzeitig ab und nahmen den Schwarzwildturm ins Visier, wo uns der Giesbert Ludewig eine schöne Direkte Südostwand hinterlassen hatte. Es sah erstmal etwas gruselig aus, entpuppte sich aber in der Einstiegsverschneidung als gut kletterbarer Weg. Danach folgte eine Ringeinhängstelle am Riss, die weitaus entspannter war, als vermutet. Hat wahrscheinlich wieder etwas mit meiner Armlänge zu tun … Jaja, ich weiß ….
Im Anschluss gab es noch einmal etwas Reibung, rechts um die Ecke und schon hatten wir recht unspektakulär den zweiten Gipfel des Tages in der Tasche.Gipfelbucheintrag Verlassener Turm

Zum Abschluss sollte mit der Tonne noch schnell ein letzter Gipfel geschnipst werden. Die Route „Osterei“ sah genauso moosig aus wie alle anderen und somit gab es keine Einwände, dort hinaufzuklettern. Bis zum Absatz unter dem Gipfel ging das auch ganz gut. Die letzten paar Meter sahen auch nicht so schlimm aus und da kurz unter dem Gipfel auch noch ein nigelnagelneuer Ring leuchtete, sollte das Ganze eigentlich kein größeres Problem darstellen, sollte man meinen.
Tja, wie das so immer ist in Sachsen … Das Anklettern des Ringes erwies sich als größeres Problem als gedacht, da die Sicherung recht ungenügend war und keine Anschlussgriffe ersichtlich waren. Nach großem Gewurschtel inklusive Schwebesicherung und einem Haufen moralischer Schlingen, kam ich schließlich hin und … es packte mich das kalte Grausen beim Inspizieren des Weiterweges. Moosige Steilreibung allerübelster Kajüte! Keine Ahnung, wie man dort hochklettern sollte. Also ging es weiter rechts zum nächsten Ring, einer anderen Route und unter großem Geschnaufe und Gefluche eine nahezu genauso üble und schlecht gesicherte Moosrutsche hinauf (26. Begehung in 40 Jahren). Nach Konsultieren des Kletterführers zeigte es sich, dass wir damit durchaus richtiggelegen hatten und der erste Ring zu etwas ganz anderem gehörte. Keiner der anderen Wege schien in irgendeiner Form besser kletterbar zu sein und somit hatte es die Tonne flugs in die Top 3 meiner persönlichen Kotzbrockenliste geschafft. Was für ein garstiger Haufen!KV FDGB und KC Rauschenstein

Am Sonntag sollte es schöner werden. Heiko fuhr mit seiner Verwandtschaft zum Grünling und Dirk und ich in die Schwedenlöcher. Als erstes nahmen wir die Schwedenscheibe aufs Korn, wo mir in der Querung, a la Wolfgang Güllich ein Henkel unter den Fingern zerbröselte. Gottseidank gab es keine Flugeinlage, denn die wäre sicherlich nicht ohne böses Aua abgegangen. Nun ja, Rathen eben (oder war etwa meine über Nacht gewachsene unglaubliche Fingerkraft die Ursache?). Damit war meine Abenteuerlust etwas gestillt und wir entschieden uns am benachbarten Schwedenturm nicht für die Schartenwand, sondern für den AW vom Rudolf Fehrmann. Der war ja nur V. Abseilen in die grüne Hölle
Aber Oh Graus! Ein garstiger Doppelschulterriss ohne Sicherung erwies sich für meine angeschlagenen Nerven als zu unangenehm und so übergab ich den Vorstieg an Dirk, der ihn problemlos im ersten Versuch meisterte (wiederum Zitat Wolfgang Güllich: „Ich weiß gar nicht, wo genau die schwere Stelle gewesen sein soll.“) Ok, da hatten wir nun den Gipfel, aber ich war doch nicht so ganz glücklich, denn schließlich musste ich ja nochmal zum Schwedenturm, um ihn im Vorstieg zu erklimmen. Darauf hatte ich nun gar keine Lust. Also entschied ich mich doch noch für den Schartenweg, mit der alten Bergsteigerweisheit im Hinterkopf „Wenn dir die V zu schwer ist, dann klettere erstmal eine VIIb, dann kommt dir die V viel leichter vor.“
Der Ring steckte ganzschön weit oben und es brauchte etwas Überwindung und Luftanhalten, um ihn zu klinken. Dafür übt man das halt immer in Berlin mit dem ungesicherten Klettern. Die Kletterei war grandios und ich verpasste dem Weg auf meiner persönlichen Liste gleich mal ein Sternchen. Die sehr schöne und beherzte Wand- und Rippenkletterei führte schließlich ins Gemüsebeet und in den Sandkasten mit anschließender Ausstiegsreibung an ganz guten Sanduhren. Nun war der Frank wieder glücklich und der Klettertag gerettet.Auf dem Weg zum Amselgrundturm

Einen wollten wir aber noch. Und so fanden wir nach längerem Suchen den Amselgrundturm, dessen Einsersprung zwar evtl. ohne Seil möglich gewesen wäre (wenn auch mit leicht mulmigem Bauchgefühl), aber dessen Rückweg uns dann doch zu waghalsig erschien. Also nochmal Seil holen, Gipfel abhaken und zufrieden und entspannt zurück zum Parkplatz und in die große Stadt.
Das war ein sehr schönes Wochenende! Das müssen wir wiederholen!

 

(Frank T.)

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