Summ, Summ, Summ
Bienchen summ herum !
Und wieder ist eine Woche vergangen. Allerhöchste Zeit ein wenig klettern zu gehen.
Da ich mich zur Zeit recht stark fühle und richtig Bock auf große Gipfel habe, war ich unter anderem mit Frank für Samstag am Teufelsturm verabredet. Wie so oft fuhr ich schon am Donnerstag nach Sebnitz um der Gartenarbeit zu frönen. Spät am Abend kam Dietmar mit einem Bienenvolk aus Dittersdorf nach Sebnitz.
Da der Wetterbericht für Freitag Nachmittag Starkregen und Unwetter für unsere Region angekündigt hatte, verschoben wir den Plan zum Brandkegel zu gehen und wollten direkt zum Teufelsturm.
Gesagt getan. So fuhren wir nach Schmilka und standen um 10.00 Uhr ehrfurchtsvoll am Fuße dieses gigantischen Gipfels. Ich war die Talseite schon einmal geklettert und maximal aufgeregt. Vom Wandfuß aus steigt man erst einmal zu einer Plattform um von dieser recht übersichtlich gesichert über eine flache Verschneidung zum ersten Ring gelangt. Ist dieser erreicht, legt sich die Anspannung etwas, da der weitere Weg zum zweiten Ring mit einer Dauerschlinge präpariert ist. Von dieser geht es weiter an eine steile Kante, wo man noch zwei gute Sicherungen platzieren kann. Der nächste Zug zum zweiten Ring ist somit vorbildlich gesichert. Von diesem aus holte ich Dietmar nach, der sichtlich beeindruckt war von meiner Ruhe an diesem steilen Weg. Den weiteren Verlauf kann man sich beim Nachholen lange genug anschauen, so dass ich sobald Dietmar am Standplatz ankam, gleich weiter gen dritten Ring strebte. Diesen zu klinken fiel Dirk damals nicht so leicht. Auf Grund meines Längenvorteils hatte ich aber keine Probleme. Nach kurzer Verschnaufpause gelang mir der Durchstieg zum Gipfel an guten Griffen in luftiger Höhe problemlos. Dietmar folgte und wir genossen den Erfolg und die großartige Aussicht.
Da das angekündigte Unwetter noch auf sich warten ließ, erstiegen wir zunächst den Elbtalwächter über die Dolzervariante zum AW. Gefühlt war dieser Weg schwerer als die Talseite am Teufelsturm. Sehr abdrängend und schlecht gesichert. Micha ist vor ein paar Jahren mal aus diesem Weg herausgefallen und hatte sich den Fuß gebrochen. Daher wurde Tina schön hintersichert um gefahrlos auf den Gipfel zu gelangen. Dietmar folgte und fand den Weg auch nicht sonderlich schön. Beim Abstieg zum Parkplatz fanden wir noch zahlreiche Pilze, so dass das Abendbrot deutlich aufgewertet werden konnte. Der Regen ließ immer noch auf sich warten, so konnten wir noch auf die Götze und den Zahngrundturm steigen. Da die Getränkevorräte zusammengeschrumpft waren wie meine Gipfel, die mir noch im Vorstieg fehlen, fuhren wir zurück nach Sebnitz um unsere ausgedörrten Kehlen zu benetzen. Der angekündigte Regen kam gegen 20.00 Uhr bei uns an und hinterließ ca.14 Liter pro Quadratmeter bis zum nächsten Morgen zurück. Das störte uns wenig, da wir Skat spielend im trockenen Hüttchen saßen.
Am Samstag schliefen wir aus und fuhren nach einem ausgedehntem Frühstück nach Schöna um an der Zirkelspitze und an der Kaiserkrone zu wandern. Ich war noch nie in dieser Ecke und kann sie wärmstens für Wanderfreunde empfehlen. Die örtliche Gastronomie lässt auch keine Wünsche offen.
Zeitgleich waren Tom und Frank im Gegirge unterwegs und erlebten folgendes:
Obwohl das Wetter nicht so besonders war, hatten Heiko, Tom und ich ja den Teufelsturm als Kletterziel angedacht. Noch auf der Autobahn (mit Vollsperrung wegen eines umgestürzten Lasters) informierte uns Heiko, dass er erfolgreich war und bereits am Freitag den Gipfel geknackt hatte.
Leider schüttete es die ganze darauffolgende Nacht. Somit fuhren wir gegen Mittag ins Bielatal und vergnügten uns mit allerlei Genusskletterei an Versteckter Wand, Wolfskopf, Felsensportnadel und Verlassener Wand. Die Routen waren allererste Sahne, das Gestein fest und wider Erwarten trocken, aber die Motivation nicht gerade auf dem Höchststand. Das schwüle Wetter drückte ganz schön.
Am Sonntag war dann der große Tag. Die halbe Nacht hatte ich mich herumgewälzt und war ganz ordentlich aufgeregt. Mit dem ersten Hahnenschrei (so gegen sieben) waren wir aufgestanden und kurz nach Sonnenaufgang (so gegen zehn) standen wir am Fuß dieses riesigen und beeindruckenden Gipfels. Das war wirklich ein echter Koloss! Jetzt wurde es also ernst.
Die ersten Meter gingen gut durch schön großgriffiges, festes Gestein. Dann ein überhängender Einstiegszug an die Kante und los ging die wilde Fahrt. Viel zu legen waren nicht, sodass trotz guter Henkel besonnen geklettert werden musste. Die flache Verschneidung ging mir, ebenso wie Heiko, auch gut von der Hand. Dann um die Kante zum ersten Ring. Ein erstes erleichtertes Aufatmen.
Die Strecke zum zweiten Ring war für mich der mit Abstand unangenehmste Teil der Route. Recht kleine Griffe und Tritte führten stetig höher zu einer Minisanduhr, deren Fädeln mich einige Nerven kostete. Die Schnur wollte einfach nicht hinein, was zu ersten Hüft- und Knieschwüngen führte (Disco Legs, wie die Engländer sagen). Sicherlich hätte das Ding auch nicht viel gehalten, aber für die Moral war es mir einfach wichtig, diese „Sicherung“ zu haben. Die Dauerschlinge darüber war nämlich eine angerissene Kevlar, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Und nochmal aufstehen und queren und wieder um die Kante und den zweiten Ring klinken. Das tat gut! Sehr moralische Sache das Ganze!
Am zweiten Ring holte ich Tom nach, kletterte direkt an der Kante recht henkelig zum dritten Ring (das Einhängen empfand ich ehrlich gesagt als etwas unangenehm) und dann … Endspurt!
Jetzt sollte die schwerste Stelle der Tour kommen. Es hing leicht über und die Griffe wurden kleiner. Aber das war genau meine Kletterei. Füße setzen und durchziehen hieß die Devise, bis zu den so genannten Gardinen und einer guten Plattenschlinge. Der Blick zurück auf die potentielle Flugstrecke ließ einen nachträglich noch etwas schaudern. Kurze Querung und Ausstiegsüberhang und dann war es vollbracht! Tom schnaufte ein wenig und kam kurz darauf auf dem Gipfel an. Dort ließen wir erst einmal Füße und Seele baumeln und waren einfach nur glücklich, unbeschadet oben angekommen zu sein. Ganz großes Bergsteigen! Mehr wollten wir nicht.
Vielleicht noch ein paar Worte zu diversen Chat-Einträgen. Wenn da Leute diskutieren, ob das überhaupt eine VIIIa/VIIIb ist, dann ist das einfach kompletter Blödsinn. Es ist eine moralisch und klettertechnisch anspruchsvolle und ausgesetzte Kletterei. Punkt! Und nur weil irgendwelche Zehnerkletterer vor lauter Kraft den Unterschied zwischen V und VII nicht mehr erkennen können, heißt das nicht, dass man ihretwegen gleich die Bewertungsskalen ändern oder diskutieren muss. Gottseidank gibt es ja genügend normale Menschen, die das alles so einordnen, wie es auch ist.
In diesem Sinne: Berg Heil!
(Frank T. aus B.)
Der Brandkegel wurde dann am Sonntag das Hochlicht des Wochenendes für die Klettergruppe aus Sebnitz. Leider nicht wie ich es mir vorgestellt hatte. Zuerst verpeilte ich den Zustieg, so dass wir durch eine übelste Schlotte krauchen mussten. Dann schaffte ich den Durchstieg zum ersten Ring vom AW nicht ohne bauen. Ich brauchte mehre Ansätze um zwei brauchbare Sicherungen zu legen. Da ich den AW direkt klettern wollte, störten mich die Wespen im AW nur bedingt, die da ein riesiges Nest bauen. Seltsam fühlte es sich trotzdem an direkt neben dem Gesumme zu klettern. Der Ring ließ sich dann leicht anklettern. Der weitere Verlauf ergibt sich aus den restlichen Bruchstücken von Griffen und Tritten, die vorherige Begeher noch übrig gelassen haben. Ich fand es ziemlich schwer gerade hoch und ließ mich Richtung Wespennest abdrängen. Da ich einen direkten Kontakt mit den lieben Tierchen doch vermeiden wollte, zog ich es vor nicht ganz so dicht an diesen vorbei zu steigen. So kletterte ich doch wieder in der ursprünglichen Linie, bekam aber für die rechte Hand nichts vernünftiges mehr zu halten.
Und plötzlich war ich im freien Fall. Leider nicht lange, denn ein kurzes touschieren mit dem Füßen auf einem Absatz mit anschließendem Fangstoß ließ mich rücklings kopfüber Felskontakt aufnehmen, pendelte dann zur Seite und schlug noch mit dem Kopf gegen die Wand. Dietmar ließ mich ab und ich musste mich erst einmal sammeln. Beide Füße hatten etwas abbekommen und auch die rechten Rippen summten. Nach kurzem Verschnaufen seilten wir ab und ich wurde unterhalb auf dem Wanderweg von einem zufällig vorbeikommenden Bergsteiger erstversorgt. Vielen Dank dafür!
Im Anschluss ging es nach Sebnitz ins Krankenhaus um eventuelle schwere Verletzungen abzuchecken und auszuschließen.
Hier die gute Nachricht: mir geht es den Umständen entsprechend gut.
Mal sehen was nach dieser Zwangspause dieses Jahr noch passiert.
Heiko
20.06.-23.06.24