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Was steht im Wald und fängt mit „A“ an?


Uns plagte mal wieder die Lust auf Abenteuer, denn die triste Stadt mit ihren künstlichen Kletteranlagen vermochte es nicht, uns nachhaltig zu begeistern. Wir überlegten und überlegten und kamen schließlich auf die Idee, einmal ins Elbsandsteingebirge zu fahren. Sonnabend früh ging es (fast) pünktlich mit Antje, Dirk und Rebekka gen Süden, in den Nassen Grund. In den Affensteinen gab es reichlich zu tun.


Schwuppdiwupp waren wir beim Wilder-Grund-Turm und rissen zur Erwärmung eine schöne VIIa, die uns kein größeres Kopfzerbrechen bereitete. Viel Abenteuer war das noch nicht! Dafür sorgte dann der Dickwanst. Dieses durchaus imposante Felsungeheuer bestach hauptsächlich durch unangenehme Schulterrisse und Schubberkamine, sodass wir uns für den Dreier Gratweg entschieden. Es war natürlich ganz nach Antjes Geschmack, dass zwei Übertritte und ein Sprung im Reiseprogramm enthalten waren. Vor allem der Sprung war, obwohl nicht allzu weit, aufgrund spektakulärer Ausgesetztheit durchaus moralisch. Und so erntete Antje, die ihn nach einigem Zaudern und dramatischem Vorspiel souverän gesprungen war, ihren verdienten Applaus von der nahen Aussicht, wo sich ein ansehnliches Häuflein Wandersleute eingefunden hatte, um unserer Heldentat beizuwohnen.Der Herr Rittmeister in seinem Element
Als nächstes stand der schöne Gipfel Spieß auf der Liste. Nach einigem Herumsuchen, bemerkten wir, dass wir quasi direkt darunter gesessen hatten. Kein Wunder; bei einer Routenauswahl von fünf Stück insgesamt und kleingedrucktem Eintrag im Kletterführer hatten wir etwas anderes erwartet, als solch einen doch recht imposanten Turm. Dirk und Antje entschieden sich für den AW, Rebekka und ich für die Kapriole. Die Route war ganz nach meinem Geschmack. Nach einem kurzen Einstiegsschulterriss kam eine schöne Riss-Hangelrippe, an deren Ende der Ring thronte, der sich mühelos einhängen ließ. Dann wurde es schwierig. Obwohl eigentlich klar war, dass rechts ein Handriss angeklettert werden sollte, versuchte ich es instinktiv gerade hoch, musste aber erkennen, dass es dort nicht weiterging. Das war definitiv nicht mehr VIIc! Recht filigran konnte man zwei Meter nach rechts oben queren und den Handriss erreichen. Dann gab es auch wieder die Möglichkeit, Schlingen zu legen und die Vorgipfelzacke, die ca. 1/8 Quadratmeter maß, zu erklimmen. Es erforderte dann noch einmal einen akrobatischen Akt, auf den Gipfel zu kommen, auf dem Dirk bereits erfolgreich Platz genommen hatte, um unsere mehr oder weniger gelenkig wirkenden Verrenkungen spöttisch zu kommentieren. Schließlich langten aber alle Jugendlichen wohlbehalten an. Im Uralt-Gipfelbuch, sahen wir erstaunt, dass es erst die 23. Begehung der Route war. Komisch! Ich fand, sie hätte eher ein Sternchen verdient. Das hatte doch mal Spaß gemacht! Kaum Platz für Randgruppen
Da die Kletterei bis dahin wirklich Spaß gemacht hatte, brauchten wir jetzt noch einen richtig schön grünen, schinderigen und ungesicherten Moosbrocken, damit der Tag abgerundet wurde. Gottseidank stand unweit die Promenadenspitze, die alle genannten Kriterien erfüllte. Dirks, Antjes und Rebekkas Wahl fiel auf einen komplett unsicherbaren Schulterriss, während ich mich für eine ebenso wenig sicherbare Grünkohlrampe entschied. So trafen wir uns alle auf dem Gipfel, mit dem Unterschied, dass die anderen drei wenigstens Felskontakt gehabt hatten, während ich die Flora der sächsischen Schweiz in vielen Facetten kennenlernen durfte.
Dann war Eile geboten, um vor Küchenschluss noch ins Forsthaus zu gelangen. Dort labten wir uns an allem, was Haus und Hof zu bieten hatten, um im Anschluss eine angenehme Bofennacht im Nassen Grund zu verbringen. Sanft wiegte uns das brünftige Röhren eines Hirschbullen in den Schlaf.Die Schattenseite des Erfolges
Der Sonntag begann feucht. Trotzdem stiegen wir zu den Lorenztürmen auf. Ich wollte unbedingt den Toten Turm abhaken, da ich ihn beim letzten Mal wegen Nässe nicht erklimmen konnte. Leider war er auch diesmal arg feucht, sodass an den völlig ungesicherten Einstieg der Ostwand (V mit Ausrufezeichen) nicht zu denken war. Nach etwas Hin und Her stieg ich in den AW ein. Wieder einmal bewahrheitete sich die alte Bergsteigerweisheit „Einfach mal losmachen!“ Nach einem kurzen Durchzieher (mit den Füßen in Brusthöhe auf feuchter Moosreibung) hatte man den entscheidenden Griff und konnte beruhigt an einer Sanduhr durchatmen. Der Rest war einfach. Schöner Gipfel! Die anderen drei bewältigten die Tour ohne große Probleme. Alle Kinder waren glücklich.
Der nahegelegene Hintere Lorenzturm hatte einen IVer AW mit VIIa-Bouldereinstieg. Dirk stieg vor und holte die beiden Damen nach. Kommentar von Rebekka: „Endlich ergibt das Training in der Boulderhalle mal Sinn!“. Ich hatte das Ding schon und ging lieber auf Pilzsuche.
Die Zeit drängte etwas und so beschlossen wir, uns aufzuteilen. Ich wollte mit Rebekka zum Lorenzriff und Antje und Dirk zum Lorenzsporn. Beim Zustieg donnerte es allerdings derart gewaltig, dass wir den Abstieg vorzogen und flugs zur Bofe eilten, wo uns dann blauer Himmel entgegenstrahlte. Mist! Das war ein wenig ärgerlich. Aber egal. Es war ein schönes und erfolgreiches Wochenende gewesen und alle kamen gesund und wohlbehalten nach Hause. Das ist doch die Hauptsache.

(Frank T. aus B.)

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