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Kasette NashornAuf Safari im Elbsandstein

Teil 1: Gipfel Nr. 1.133
Endlich schien einmal die Sonne! Die Meteorologen prognostizierten ein stabiles Schönwetterfenster von einigen Tagen, sodass wir einen Gipfelversuch am Heringsturm wagen wollten. Da der Gletscher in Richtung Sachsen mittlerweile komplett abgeschmolzen war, nutzten wir den, mittlerweile recht gut ausgebauten (und kaum bekannten) nordöstlichen Beginn des Karakorum Highway, um nach Sebnitz zu gelangen. Nicht einmal kleinste Schneereste säumten den Weg. Der Klimawandel hatte auch hier voll zugeschlagen. Die Fahrt ging ohne Bergstürze oder Lawinen von statten.

Im Basislager warteten Heiko und ich zunächst lange vergeblich auf die Rückkehr von Judith und Herdi. Erst kurz vor Mitternacht kehrten die beiden völlig erschöpft, hungrig und dem Verdursten nahe, aus den Bergen zurück. Nachdem sie sich leidlich mit Nudeln und Eierlikör gestärkt hatten, konnten sie von einer entbehrungsreichen Woche berichten.
Trotzdem sollte am Freitag die Ostwand des Heringsturmes in Angriff genommen werden. Geplant war eine Besteigung im Alpinstil, ohne Biwak und Träger, mit nur einem Liter Wasser pro Person, gefüllten Weinblättern, Wienern und einer Packung Kekse.
Der Anmarsch gestaltete sich problemlos. Zum Warmwerden erklommen wir völlig ungesichert die immer noch feuchte (Süd-) Wand am Herbertfels. Mittlerweile war es unerträglich heiß geworden, sodass wir es zunächst vorzogen, verschiedene Ausweichgipfel ins Visier zu nehmen. Neben der Sprotte-Nordkante bestiegen wir auch noch den nahe gelegenen Heringsstein über den Südriss. Nervenaufreibend gestaltete sich die Suche nach der Abseilstelle auf dem Gipfel des Heringssteines. Nach langem Suchen konnten wir uns schließlich über die Südseite abseilen. Glücklich gelangten wir mit dem 70-Meter-Seil gerade so wieder ins Tal.Wo geht es eigentlich lang
Nun gab es keine Ausreden mehr! Mittlerweile überzogen dichte Wolken den sächsischen Himmel; erste Tropfen kündigten einen Wettersturz an. Also stiegen wir zum Heringsturm hinauf und bezogen unter den gewaltigen Dächern der Talseite unser Basislager.
Der Aufstieg zur Hochscharte vollzog sich ungesichert über die steile Ostrinne. Hier war jeder auf sich allein gestellt; kein Seil sicherte den kühnen Aufstieg. Nach Inaugenscheinnahme der Routen „AW“ und „Gräte“, die ebenfalls machbar erschienen, entschieden wir uns jedoch für die klassische „Krawattenkante“.
Nach kurzem Bouldereinstieg und Einrichten des Standplatzes auf dem Vorblock folgte eine kurz-knackige Hangel zum ersten und einzigen Ring. Jetzt galt es! Auf dem Absatz konnte ich noch zwei gute Sicherungen in Fußhöhe platzieren. Nach kurzer Besichtigung der Gipfelwand gab es nur noch eine Möglichkeit: Alles oder nichts! Losgehen, durchziehen und über der saugenden Tiefe des Tales die flachen Sandsteinwülste packen. Großartigerweise gab es für links noch einen schmalen Seitzieher. Dann noch einmal auf Reibung antreten, die Ausstiegszacke anvisieren und es war geschafft! Überglücklich langten wir zu dritt auf dem Gipfel an und beglückwünschten uns zu diesem Erfolg (und Herdis vorvorletztem Gipfel).
Auf dem Rückweg rangen wir noch den „Weg zum Händewaschen“ an der Seife, ohne Unterstützung, nieder. Der Gipfel machte seinem Namen alle Ehre. Den Dreck und das Moos der Griffe konnte man wunderbar wieder an der nassen Wand abstreifen. Ein guter Geheimtipp für Pilz- und Blaubeersammler. Sehr idyllisch! Freudig kehrten wir nun nach Sebnitz zurück, wo uns bereits Heiko mit köstlicher Gemüsesuppe, kaltem Bier und Eierlikör erwartete. (Frank T. aus B.)Gipfelausstieg vom Südweg am Nashorn

Teil 2: Nashorn und Co.
Nachdem mir Judith erzählt hatte, dass sie mit Sebastian eine Woche im Bergschlösschen Urlaub machen würde wuchs die Idee dies mit einem gemeinsamen Kletterwochenende zu verbinden. Vorfreudig hangelte ich mich von einem spannenden Bürotag zum nächsten um am Samstag in aller Frühe um 6 ( ich weiß dass für andere Zeitgenossen dies später Vormittag ist ;-)  nach Sachsen aufzubrechen. In Neustadt habe ich noch Löwenzahnbrot (sehr empfehlenswert) und Brötchen gekauft. Der Einkaufsvorgang zog sich gefühlt 15 Minuten hin und mir wurde wieder bewusst, dass hier die Uhren langsamer ticken oder anders unser Berliner Alltag sehr schnelllebig ist. So traf ich pünktlich zum Frühstück ein und konnte den opulent gedeckten und sich fast durchbiegenden Tisch noch mit frischen Brötchen „aufpeppen“. Im Bergschlösschen hatten sich zu Judith und Herdi bereits Heiko und Frank gesellt, die am Donnerstag angereist waren und Wartungsarbeiten am Ofen vorgenommen hatten. auf dem Nashorn
Vom Vortag und Heringsturm noch erschöpft sollte es am Samstag gemütlicher werden und ins Brandgebiet gehen, genauer gesagt ins Tierreich, zu Nashorn und Elefant. Der Fels war schnell gefunden und die ersten einheimischen Kletterfamilien hatten sich auch bereits eingefunden. Nach und nach kamen die Freunde der Freunde zu den Freunden, sodass sich im Laufe des Vormittags ein bunter Pulk von Kletterfamilien neben uns versammelt hatte. Jedes Elternpaar hatte geschätzt 3 Kinder mitgebracht , den Eindrücken zufolge müsste man sich um den Alterungsprozess der Gesellschaft keine Sorgen machen, allerhöchstens um den eigenen ;-).Pfeilerweg VIIa
Wir inspizierten den Fels und während sich Herdi und Judith zunächst für den Safari-Weg (VIIb) am Elefanten entschieden, stieg Frank am Nashorn an der Südseite in einen VIIb Sternchenweg ein (mit Unterstützung eine VI ). Der erste Teil ließ sich als Verschneidung wunderbar klettern und über dem ersten Ring offenbarten sich zwei Möglichkeiten. Frank entschied sich für die rechte Variante und der Weg war etwas garstig. Heiko stieg nach und baute Frank, der den letzten Teil des Weges ohne Probleme meisterte. Ich stieg nach und nahm sehr gern Heiko´s Bauhilfe in Anspruch, ohne die ich an dieser Stelle nicht weitergekommen wäre. Es dauerte nicht lange und wir konnten uns alle drei über den ersten Gipfel des Tages freuen. Da wir an der Abseile eine Wartenummer hätten ziehen müssen, ließ ich mich zum Solo-Abklettern in einem 1er Kamin hinreißen. Mein Kopf blieb kühl und so konnten wir uns dem nächsten Weg widmen. Die Pfeilerkante an der Südseite war gerade frei und Heiko stieg dieses Mal ein. Der Einstieg war nicht ohne weiteres zu bouldern, dennoch gelang es wie erwartet und wir hatten den zweiten Weg des Tages „in der Tasche“. Nach-dem Herdi und Judith von der „Safari“ am Elefanten geschwärmt hatten, zogen wir rüber, um die Verschneidung zu klettern. Die Mittagssonne und schwüle Luft machten das Unterfangen nicht gerade leichter und unsere Finger waren nicht zart genug, um in die enge Rissspalte zu greifen. Im oberen Teil gab es einen schönen Schulterkamin, der das Klettervergnügen abrundete.wackeliger Aufrichter zum Ring
Nach einem Päuschen nahmen sich Herdi und Heiko den Pfingstweg am Nashorn vor und ich zog mit Judith und Frank zur Clementine. Nach gründlicher Literaturrecherche und Inaugenscheinnahme entschied sich Frank, in die Ostwand einzusteigen. Der Anfang war gut kletterbar bis zum Ring, dann wartete eine Querung, um von dort aus in einen Kamin einzusteigen, der für Frank schwer und für mich unerreichbar wäre. Dennoch klappte es nicht und wir beschlossen den Gipfel an diesem Tag ruhen zu lassen. Heiko und Herdi waren auch nicht so richtig erfolgreich und so hatten nur noch Judith und ich den Wunsch, nach einem leichten Gipfel zum Abschluss. Wir zogen die wenigen Meter zur Berken von der Duba Wacht. Der AW ist dort ein kleines Geschenk. Damit beendeten wir den Klettersamstag, um hungrig nach Sebnitz zurückzukehren. Heiko war vorgefahren und hatte in der Zwischenzeit schon ein Süppchen gekocht. Dirk war nach seiner Stiegentour mit Regen-Oli auch bereits eingetrudelt. Wir ließen uns gern kulinarisch verwöhnen und es gab auch einen Hauptgang und Kuchen als Nachtisch. So ließen wir diesen schönen Sommertag gemeinsam, bei guten Getränken – Eierlikör darf mittlerweile nicht fehlen – ausklingen.Gipfelkasette vom Elephant.
Der ausgiebige Nachtschlaf wurde durch Heiko`s zartes Klopfen am Fenster jäh beendet. Wahrscheinlich hätten wir ansonsten den halben Vormittag verschlafen. Das Verwöhnprogramm setzte sich fort. Der Tisch war gedeckt, Kaffee gekocht, die Sonne schien rundum zum Wohlfühlen. Nachdem wir mehrere Optionen in die Waagschale geworfen hatten, fiel die Wahl wieder auf das Brandgebiet. Die Clementine wartete ja auf Frank und die West-verschneidung an der Berken von der Duba Wacht stand auch zur Auswahl. In Hohnstein stieß Frank Brauner noch zu unserer illustren Klettergruppe. Frank B. brach mit Heiko und Dirk zum Auerhahnfels auf und wir vier gingen vorerst zum Grünen Stein. Der Ver Weg kletterte sich wunderbar , aber Herdi`s Schilderungen von Thomas Willenbergs 6er Sprung an diesen Gipfel überstiegen meine Vorstellungskraft. Einstieg am Grünen SteinWeiter ging es zur Westverschneidung von Bernd Arnold, den Frank vorstieg und der unser aller Wohlgefallen fand. Als Nächstes wartete die Clementine. Heute sollte es der Westweg werden. Herdi baute mir in luftiger Höhe von 10 Metern (der Fels fällt talseitig nochmal 10 Meter ab) einen exponierten Siche-rungsplatz, sodass ich Frank, der vorstieg, auch im Blick haben konnte. Die Hauptschwierigkeit des Weges lag am Einstieg, bei dem man einen netten Überhang überwinden musste, um mit kräftigen Zügen an den ersten Ring zu gelangen. Danach zeigte sich der Weg als schöne Hangelverschneidung. Judit und Framk auf der ClementineDen letzten Teil bildet wieder ein breiter Kamin. Frank war in kurzer Zeit oben, Judith gelang der Überhang auch nach kurzer Zeit und munterte mich auf, diesen Weg auf jeden Fall zu klettern. Den Überhang schaffte ich nach mehreren Versuchen und den Rest mühevoll auch. Herdi stieg in Windeseile nach und so konnten wir diesen Klettertag mit einem schönen Gipfelfoto und dem Eintrag ins Gipfelbuch beenden. Zwischenzeitlich hatten Heiko, Dirk und Frank B. vorbei- und nach dem Rechten geschaut, um sich dann auf den Heimweg zu machen.Es ist angerichtet
Bei der Sommerwärme hatten wir seit Mittag Bilder von großen Schwedeneisbechern im Kopf und so fuhren wir in Hohnstein noch zum Marktplatz und konnten unseren Wunsch erfüllen und schlemmen. Gutgelaunt ging es zurück nach Berlin. (Antje)

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