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Kaspar David Friedrich

Die Küche hat schon zu

Der Volvo ist beim TÜV und so schlage ich mich mit der S-Bahn bei hochsommerlichen Temperaturen aus dem Berliner Norden bis zum Bhf. Schöneweide durch. Es ist Donnerstag gegen 16:15, als ich zu Ingo ins Auto steige und wir in Richtung gelobtes Land starten. Der Plan ist mit einem handverlesenen Team aus hochspezialisierten Spitzenkletterern der lokalen Berliner Szene mal so richtig was wegreißen. Nennen wir es einfach mal „Team ABM 1991“.

 

 

Die Bahn ist frei und die km rollen sich so weg. Gegen 20:00 haben Ingo und ich den Muselman über den AW I geschnipst und wir genießen das schöne Wetter und den beginnenden Sonnenuntergang. Etwas klebrig vom langen Tag lockt uns die Elbe mit einem frischen Bad in „Kaspar-David-Friedrich-Ambiente“. Der Rest des Tages ist schnell erzählt, die Boofe am Gamrig wurde ordnungsgemäß bezogen und der Tag klang mit Weißwein aus.

Die Musel-Mannen Sonnenuntergang in der elbe

Pünktlich zu 8:30 traf sich dann das gesamte Team am Freitag am Basteiparkplatz, Heiko, Dirk und Frank kamen im Konemobil direkt dorthin. Ingo und ich gingen die Vogeltelle direkt zum langen Israel, einem Gipfel den wir in den letzten Jahren schon mehrfach umschlichen hatten, der sich aber zumeist mit Feuchtigkeit gewehrt hatte. Die Jungs kamen mit einem kleinen Umweg über den verlorenen Turm auch zur Scharte zwischen Israel und Reh, sodass der Angriff starten konnte. Ingo und Heiko sind den AW VIIb* vorgestiegen, Dirk, Frank und ich folgten.

Die Crux am Israel

Nach kurzer Pause begann Dirk dem Reh auf den Pelz zu rücken. In dem Moment als Frank und ich die Hochscharte erreicht haben begann sich der Himmel zu öffnen und ein Gewitter tobte sich direkt über unseren Köpfen aus. Nach gut 20 min lief dann auch das Wasser dermaßen am Reh herunter, dass allen beteiligten spätestens jetzt klar war, dass dieser Weg ein Regensack wird. Schade, ohne die Pause vorher hätte das sicher für uns noch geklappt. Da keiner wusste wie sich das Wetter dieses Wochenende entwickeln wird, sind wir nach Schmilka gefahren, um das Material zu bergen welches Heiko, Frank und Dirk neulich aus Sicherheitsgründen an der Wolfsspitze in etwa 12 m Höhe versteckt hatten. Ein freundlicher Nachsteiger hatte die Sachen gefunden, irgendwie hatte Qbi das mitbekommen und so fand alles Material zu seinen Besitzern zurück. (siehe Link)

Wolfsspitze Felsensportweg

Der Hunger trieb uns weiter und nach einigen geschlossenen Gaststätten bekamen wir im Porschdorfer Erbgericht noch unser verdientes Nachtmahl. Beim Gang zum Auto entdeckten wir, direkt hinter dem Restaurant, ein Denkmal, welches uns die einheimische Bevölkerung dereinst gesetzt hat, wir waren gerührt und machten noch schnell ein Erinnerungsfoto.

Team ABM 1991 beim Jahresausflug

Zurück in der Boofe traf uns dann der Schlag. Obwohl alles Essen und aller Müll ordnungsgemäß verstaut, sprich aufgehängt war, waren alle Essensvorräte von Ingo und mir geplündert worden. Nüsse, Äpfel, Käse, Brot, Schokolade… komplett mit Verpackung weg, die Mülltüte zerpflückt und von Ingos Gürtel fehlten locker 40 cm. So etwas hat keiner von uns jemals erlebt, der Schock musste mit reichlich Bier und Wein erstmal überwunden werden.

Ingo ist platt Waschbärattacke

Am nächsten Morgen ging es nach ausgiebigem Frühstück und ordnungsgemäßer Körperhygiene dann zum Beuthenfall in der Hoffnung, dass hier der Stein trocken ist.

ordnungsgemäße Morgenhygiene

Der Weg ging die Zwillingsstiege hoch und nach kurzer Zeit standen wir oberhalb der völlig trockenen Teufelsspitze. Heiko bezwang diesen über die Westkante ohne Unterstützung für unglaubliche VIIIb, wir folgten für VIIc und um ehrlich zu sein, ich wurde straff hochgezogen.

 Teufelsspitze Westkante VIIIb Respekt Herr Vorsteiger - Teufelsspitze Teufelsspitze ganz oben

Der Tief- und Weitblick vom Gipfel ist herrlich und außerdem ist die Westkante des Brückenturms bestens zu sehen, einem Zettelweg von mir. Weiter ging es die Affensteinprommenade entlang in Richtung Wolfsspitze, hier war noch eine Rechnung zu begleichen (der geneigte Leser wird sich erinnern). Nach heißen Debatten und einigem hin und her haben die Jungs den Felsensportweg VIIc abgewählt und sich für die Vettervariante VIIb entschieden. Dirk mach sich fertig und kämpft sich sicherungsfrei von Wandkletterei über Spreizschritt, Stemmkamin und Hacke-Spitze zur Ostseite vor bis er ein paar windige Sicherungspunkte findet. Der Reibungsausstieg zum Ring ist dann auch nicht ohne. Oben raus ist ein offener Riss, der auch ziemlich garstig ist. Ingo macht sich fertig und trotzt der Schwerkraft die nächsten Höhenmeter ab die er mit diversen Ufos sichert. Irgendwann ist auch der durch und so macht sich Frank auf den Weg um den Gipfelsieg zu holen, was ihm letztendlich auch gelingt.

Dirk bastelt dem Wolf eine Ingo kämpft sich hoch - Wolfsspitze Vetterweg Wolfsspitze Vetterweg 3 Frank

Heiko hat ja den Haufen schon und mir ist beim Zusehen die Lust verloren gegangen, so bleiben wir unten.Zwischenzeitlich erleben wir eine kleine Lehrstunde im Rissklettern. Zwei junge Sportsfreunde, einer aus München, einer aus Dresden, spurten den Felsensportweg lässig hoch. 2 Ufos bis zum Ring und eine Schlinge in der Ausstiegshangel sind doch genug. Frank nutzt noch die Gelegenheit und probiert sich im Nachstieg und siehe da: geht doch...

Frank im Felsensportweg

Da die gesamte Aktion ziemlich zeitraubend war entschließen wir uns den Klettertag zu beenden und eine Einkehr zu finden. Es ist Samstag, bestes Wetter und gut 19:00 Uhr. Man soll nicht glauben, dass die Restaurants hier noch offen haben. Entweder einfach nur dunkel und verschlossen, Betriebsferien oder, mein persönlicher Favorit und Knallerspruch des Wochenendes „Die Küche ist schon sauber und hat schon zu“ aus der Hocksteinschänke um 19:20. Frank, Berufsschullehrer im Gastronomiebereich, fällt vom Glauben ab und beginnt im Kopf einen Vortrag für seine Schüler in der nächsten Woche vorzubereiten, genügend Input hat er ja nun. Die rettende Idee hat Ingo, das Restaurant „Sonniges Eck“ in Rathen hat zwar auch schon den Herd geputzt, die freundliche Bedienung versorgt und aber vom leckersten mit Gulasch. Der Abend klingt dann gut gesättigt in der Boofe aus mit einem romantischen 180°-Blick in den Wald vor uns. Kaspar-David-Friedrich in 4k mit 5.1 Natur-Surroundsound, sagenhaft arrangiert.

Zackbumm und schon ist Sonntag. Na, das Gefühl kennt ja jeder. Gerade noch ist das ganze Wochenende vor dir und schon ist es fast vorbei. Immerhin hatte die Reiseleitung noch was ganz Feines im Plan, der Raaber Grund wollte bespielt werden. Pünktlich um 9:00 stehen wir wieder mal auf dem Basteiparkplatz und laufen zum Grund runter. Heiko hatte die Raaber Säule im Visier. Leider zeigte sich die Schartenseite, mit dem AW VIIb*, ziemlich feucht, sodass die Herren um den Knollriß, ebenfalls VIIb*, herumschlichen. Bevor wir uns versehen konnten war ein Mitarbeiter von Bergsport Arnold zum Einstieg unterwegs. Ingo hatte die traute und fragte, ob einer von uns (Frank) nicht hinterhersteigen könnte. So ganz zufrieden sind sie nicht, aber letztendlich machen sie es. Dirk legt mir noch die Raaber Wand mit dem Rippchenweg V* ans Herz, worauf ich mich gerne einlasse. Ein schöner Weg in meiner Schwierigkeit, den ich Vorsteigen durfte. Matthias und Dirk springen hinterher. Da die Kulisse mit dem AW I gleich danebensteht, schnipsen wir den noch FS weg, bevor wir drei den Knollriß in Angriff nehmen. Ich bin wieder mal an meiner Grenze, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut. Zum Nachtisch steigt der Heiko noch die Raaber Nadel über den AW VII+ vor.  Ein schöner und anspruchsvoller Weg, der von einer völlig bewachsenen Hochscharte aus losgeht.

grünschleimiger Zustieg zur Raaber Nadel

Wieder unten im Raaber Grund werden noch die letzten Nahrungsmittel vertilgt, Ingo lässt sich noch die letzten Zecken aus dem Pelz ziehen und schon trotten wir alle zurück zu unseren Autos. Ingo, Matthias und ich springen noch schnell bei Wehlen in die Elbe um frisch gewaschen dem Sonnenuntergang entgegen zu rollen.

P.S. Mein Nachbar ist Jäger und als ich Ihm die Plünderung der Boofe beschrieben hatte vermutete er eine Waschbärfamilie als Täter. Die Viecher können schwimmen, klettern und sogar Knoten aufmachen. Wenn die das Elbsandstein erobern müssen wir alle umdenken um unsere Essensvorräte zu sichern und die Bilche werden verhungern (oder selber gefressen).

Für mich war dieses Wochenende eine unglaubliche Erfahrung, in solchen Bereichen war ich bis jetzt noch nicht unterwegs. Das hat mir schön meine Grenzen gezeigt und ich hoffe mal die Motivation gegeben wieder etwas regelmäßiger zu trainieren.

Dirk, Frank, Heiko, Ingo, Matthias und der Volvo-Chrille vom 31.05. bis 03.06.

 

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