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Wenn der Vater mit dem Sohne (Teil 2)

Nach einem langen und für meine Verhältnisse recht fleißigen Kletterjahr steht als Saisonabschluss die KV-FDGB Herbstfahrt zur Herberge nach Bahra vom 11. bis 13. November an. Da Biene und Lucie leider beide Arbeitsverabredungen haben sind Moritz und ich alleine unterwegs.

 

 Freitag, der Anreisetag, beginnt mit dem üblichen Arbeitspunk, noch schnell einemLoküberfall Tierarzttermin, Lucie abgeholt, Lucie abgeliefert, eingekauft und schon ist es 19:00 und die Stadtautobahn liegt vor uns. Als wir nach ruhiger und freier Fahrt dann gegen 22:00 Uhr ankommen, ist das erste was wir sehen ein riesiges Lagerfeuer und ein voller Parkplatz, das erste was wir hören ist Heikos Organ der scheinbar einen Schwank aus seiner Jugend erzählt. Die Feierei begann also schon ohne uns, immerhin hatte Dirk gerade seinen 555ten und Steffen seinen 500ten Gipfel hinter sich gebracht. Beiden an dieser Stelle meinen aufrichtigen Glückwunsch. Nachdem wir dann unser Zimmer bezogen hatten, es sollte ein Vater-Sohn-Zimmer bleiben, konnten wir ein wenig in die Pilze gehen. Kaum hatte ich meinen Kopf am Feuer gezeigt fragte mich schon der erste: „Was, du willst den Loküberfall machen??“ Wer bitte hatte diese Information gestreut? Heiko, die olle Klatschtante, dem hatte ich mal von meiner Idee erzählt. Na klasse, Pandoras Büchse war offen, der Geist aus der Flasche. Für heute blieb nur noch etwas Party und schön den Plan im Hinterkopf behalten: 9:00 aufstehen, 10:00 losfahren, 11:00 Felsen anfassen.

TürkenkopfGesagt getan. Etwas schwer im Kopf läuft der Plan am Samstag gut an und mit etwa 15 min Verspätung stehen Moritz und ich am Fuße des Talwächters. Mein Magen beginnt sich zu verkrampfen, die Finger werden kalt. Nach weiteren 15 min gestarre auf die Ostkante *VI ist mir klar: Das Ding mache ich garantiert nicht als Tagesersten und garantiert nicht bei solchen Temperaturen. Zum Glück gibt es hier noch mehr, also auf zum Türkenkopf AW **III. Hier geht dann alles schnell, umgezogen, rein in den Weg, nachgeholt und hoch. Schöner Anfang, schöne Aussicht und ganz so kalt ist es dann doch nicht. Als nächstes steht der östliche Feldkopf AW I an, den wir schnell schnippen. Der weitere Weg führt uns am Kriechband hinter dem Maiturm vorbei zum Imker und seinem AW II, den wir allerdings lieber mit Seil machen, da die liegende Wand ziemlich moosig und glatt aussieht. Danach schnippen wir bei der Erkundung des Einstieges den AW I des Honigsteins, was sich oben rächen soll, da es hier einen interessanten Sprung zum Honigsteinturm gibt. Na was soll es. Es nähert sich die Zeit meines Showdowns und die Lok rückt in greifbare Nähe. Wärend ich mich vorbereite rennt Moritz noch dem Lamm über den Rücken des AW I hoch und runter, dann wird es ernst. In geteilter Führung geht es zügig den AW **III des Domes hoch, schnell noch ein Karabiner in einen Spalt geschmissen (Scheiße!!!) und dann über den Reitgrat zur Pfeife rüber. In Ermangelung eines Ringes bindet Moritz fachmännisch die Pfeife ab und baut einen klasse Zwischensicherungsplatz. Da es zwischenzeitlich langsam zu dämmern beginnt, ist Eile angesagt. Zur Sicherheit drückt mir Moritz noch seine Stirnlampe in die Hand und los geht es. Dem geneigten Leser sei hier kurz gesagt, dass ich normalerweise in solchen Situationen für eine längere Pause für alle Beteiligten gut bin bis ich mich wirklich aufraffe zu springen oder überzufallen. Nach zwei halbherzigen Zuckungen mache ich dann ernst und siehe da, gar nicht so schlimm. Rechten Fuß nachgeholt, Griffe festgehalten, angezogen und rüber. Der Quergang ist eher ein Spaziergang, der Einstieg in den Riss nicht sonderlich schwer. Schnell die Lampe angemacht und siehe da, Griffe und Sicherungsmöglichkeiten sind vorhanden. Als ich dann eine perfekte Stelle für meine Affenfaust gefunden habe fehlt bloß noch die Affenfaust. Die hängt seelenruhig an Moritz Gürtel. Stimmt ja, der blöde Karabiner ist mir doch beim Legen im Riss zum Reitgrat des AW am Dom runtergefallen, also Plan B. Mein geliebter oller 12er Strick und nen Achterknoten tun es hier auch. Zwei oder drei Meter weiter noch schnell einen weiteren Knoten rein und der Drops war gelutscht. Geiles Gefühl. Keine Zeit für Romantik, Wind kommt auf, kalt ist es sowieso und die Sonne verschwindet auch immer mehr, also Nachhole einrichten. Im Spurttempo hechtet Moritz rüber zur Esse, quert zum Riss und oben ist er. Ja ja, die ungestüme Kraft der Jugend. Was für ein Tag, als wir uns am höchsten Punkt der Umgebung die Hände reichen gehen unten im Tal die Lichter in den Häusern an. Wieder überkommt mich dieses irre Gefühl, ich habe das Ding hier mit Moritz als Passmann gerockt, besser geht es doch gar nicht. Das Einzige was mich nachträglich ärgert ist, dass ich zu keiner Zeit im Riss mal einen Rundblick gewagt habe. Einmal wollte ich, aber meine Nerven waren nicht so Recht überzeugt von der Aktion, was soll´s. Beim Abseilen merke ich meine Zehen, die haben wohl Frost bekommen und kribbeln kräftig. Zurück geht es im Schein unserer Stirnlampen über den Pionierweg den Höllgrund runter, am Amselsee vorbei zum Volvo, der friedlich und ohne Knöllchen in Rathen auf uns wartet. Der Abend endet mit Erfolgsberichten, leckerem Grillzeug und Salaten. Vielen Dank an all die fleißigen Küchenhelfer, Grillfeen und sonstige Zeremonienmeister des Abends! Nach Weißwein und Livemusik endet für mich der Tag gegen Mitternacht im warmen Schlafsack in unserer schnarch freien Vater-Sohn-WG.

Morgenstimung Blick zum Sneznik

 

 

 

 

Beim Aufwachen traue ich meinen Augen nicht, Sonne an stahlblauem Himmel und Raureif satt über allem. Für Sonntag steht der gleiche und bereits bewährte 9:00 – 10:00 – 11:00 – Plan wie gestern an. Ziel des Tages wird das Bielatal sein, hier die Gruppe um die Herkulessäulen. Als wir den Tagesparkschein gelöst hatten kamen wir mit einem rüstigen alten Herrn der Daxensteiner ins Gespräch. 84 Jahre wäre er, klettern ging noch bis vor vier Jahren, nun wollen die Beine nicht mehr so.Eis am Stiel Immerhin kannte er noch die Gründer und die ersten Mitglieder, klettert nun schon seit mehr als 60 Jahren usw. usw. usw. Habe mal recherchiert, bei den Daxensteinern waren immerhin Namen wie Hans Neuber, Paul Löschner, Willy Baudisch, Walter Hünig und Toni A. Hoyer als Mitglieder zu finden. Seit etwas über 111 Jahren gibt es die, wie lange ist der KV-FDGB denn schon am Start? Es gibt noch was zu tun und über 80 ist von uns auch noch keiner, obwohl sich der eine oder andere ja redlich bemüht da hin zu kommen. Bei besagtem Bilderbuchwetter fallen die Gipfel dann auch heute wieder Schlag auf Schlag, ist ja auch nix dramatisches geplant. Die Herkuleswand AW I, der kleine (AW II) und „große“ Herkulesstein AWII, der Herkulessohn AW I und die beiden Schroffen Steine AW I müssen heute noch dran glauben. Zwischenzeitlich treffen wir Dirk, Steffen und Rudi und ganz am Ende noch den Heli-Micha. 12 Gipfel, Moritz 13 und dabei den Überfall, wenn das nicht eine klasse Bilanz ist für ein Kletterwochenende im November ist. Wenn ich bis 80 so fleißig weiter mache schaffe ich ja vielleicht doch noch alle Gipfel und wenn ich auf die letzten im Rollstuhl hochgezogen werden muss. Wir genießen noch die letzten Fernblicke auf den überzuckerten Sneznik am Horizont, gegen 16:00 Uhr beenden wir unsere sportlichen Aktivitäten und trollen uns selig in Richtung Norden nach Hause. Freue mich schon auf das nächste mal.

Allen noch mal vielen Dank für dieses klasse Wochenende und bis zur Weihnachtsfeier

Der Volvo-Chrille und der Mo

Vater und Sohn

P.S. Was habt ihr anderen denn so am Wochenende gemacht???

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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