DER ERKERWEG
Das erste Wochenende im Elbsandstein stand für mich vom 29. bis 31.05. endlich an. Am Freitagmittag war ich planmäßig bei Ingo, schnell eingekauft und los, schließlich ist es ja momentan lange genug hell, dass heute noch der eine oder andere Gipfel geht. Erstes Ziel war der Parkplatz an der Schrammsteinbaude im Zahnsgrund. Gut gelaunt liefen wir den Schießgrund hoch um hinter dem Falkenstein zu den Lagerwächtern zu kommen. Es ist leicht bewölkt, was beim klettern ja gar nicht so unangenehm ist. Der Zugang zum Mittleren Lagerwächter führt für uns eine grüne Scharte hinunter und dann können endlich die Klettersachen ausgepackt werden. Zum warmwerden gibt es hier den AW III den sich Ingo problemlos holt.
Zum Nachtisch dann der Untere, der ist schon ganz was ganz anderes, ein 7.000er. Wir umkreisen den Haufen und beraten über den besten Zugang. Ingo kämpft sich die Gammeltour VIIb im Vorstieg hoch, dass mir Angst und Bange wird, was für ein Weg. Im Gipfelbuch sehen wir dann, dass Heiko hier die Ostkante gewählt hatte. Den Weg probieren wir auch noch aus, er wäre die schönere Auswahl gewesen, aber wer wird sich denn beschweren, wenn an einen solchen Freitag schon zwei neue Gipfel abgehakt worden sind. Wir packen unsere Plünden und gehen zur ein Glück freien Boofe am Wandfuß der Ostseite des hohen Torsteines. Herrliches Panorama und wunderschöner Blick in Richtung Sonnenaufgang. Bei lecker Dosenbohnen und einem frischen Weißwein klingt der erste Tag ruhig aus. Am nächsten Morgen ist es trübe und beim Frühstück regnet es sogar ganz kurz, aber ein Glück hört es für den Rest des Tages auf, immerhin habe ich einen für mich recht ambitionierten Plan: meinen ersten 7.000er-Vorstieg. Warum auch immer hat es mir der Erkerweg VIIa** am Vorderen Torstein angetan, also nix wie hin. Als ich allerdings vor dem Klotz stehe kommen mir leise Zweifel. Nach vorsichtigem anbouldern habe ich mich dann für meinen Einstieg am Pfeiler entschieden und gehe die ersten 10 m in der Wand hoch um dann doch in Richtung Kamin zu wechseln. Auf dem Pfeiler angekommen hole ich erst mal Ingo nach, bei dem Wind ist Verständigung kaum noch möglich. Na ging doch ganz gut bis jetzt. Aus dem Winkel geht es dann stark links haltend die Sternchenwand hoch zu den Ringen, reine Genußkletterei. Nachholen in der Wand, für mich Abenteuer pur mit schönster Aussicht und schön ausgesetzt. Über dem berüchtigten Bauch rutsche ich dann weg und krache in den Ring, mein Adrenalinspiegel ist ganz weit oben. Nach kurzer Pause geht es dann aber weiter, mir tut nix weh und immerhin habe ich mir ja etwas vorgenommen. Im Weiteren läuft es gut, der Ausstieg fordert allerdings alle Konzentration und mentale Stärke von mir, da er sehr reibig ist und der letzte Ring schon ein gutes Stück unter mir liegt, also lieber nicht an stürzen denken. Auf dem zweiten Vorgipfel angekommen hole ich Ingo wieder nach. Auch er meint, dass es der Ausstieg definitiv in sich hat. Was nun noch kommt ist die Krönung des Weges, ein netter Überfall in satter Höhe und eine kurze Scharte zum Gipfel. Ich bin angekommen!!!! Mir gehen die Bilder des Ausstiegs durch den Kopf und mein Körper verarbeitet das Adrenalin durch unkontrolliertes Zucken, man fühlt sich das gut an. Ingo macht ein Gipfelfoto, mehr als ein dümmlich grinsendes Gesicht bekomme ich aber nicht hin. Eintrag ins Buch, Abstieg und unsere Sachen packen folgt. Wir haben für diese Runde wirklich 3 1/2 Stunden gebraucht, unglaublich. Als nächstes ist der Kesselturm mit dem AW III dran, der halt was er verspricht, einen ganz engen Kamin nach dem Übertritt, wir haben ein Rebirthing-Erlebnis. Beim Abseilen macht sich mein linker Knöchel das erste Mal leise bemerkbar, es steht sich nicht so angenehm drauf. Egal, erst mal an das Wichtige denken, dass ist jetzt der Kelch, also vom Vorgipfel auf dem Band herum, nachgeholt und den dicken Blick angebunden. Ich sichere, Ingo macht die Arbeit. Der Bauch mit dem Ring sieht nicht so schön aus, deshalb erkundet Ingo den AW, aber dessen offener Kamin ist noch weniger einladend, also doch die O-Kante VI (VIIa) hoch. Ingo kriegt das gut hin, aber ich schwächele, da sich die Haxe immer mehr bemerkbar macht. Letzten Endes erreichte ich auch den Gipfel und betrachte meinen Fuß, zu sehen ist nix. Als ich unten meine Wanderschuhe wieder an habe und den ersten Schritt in Gelände begab gehen trifft mich der Schlag, scheiße tut das weh. Ingo besorgt mir einen Stock, die Leki liegen sicher unter meinem Schlafsack in der Boofe, Mist. Zurück gehumpelt, bergauf ist als soweit ok, bergab der Horror. Unsere Boofe ist mit zusätzlich 5 jungen Menschen belegt, aber ein Glück hat sie genug Platz. Essen, Weißwein, schlafen. Nach den ersten Schritten am Sonntag ist klar, nix geht mehr. Wir trollen uns traurig und brauchen mit Gepäck gut 2 Stunden zum Auto, wobei Ingo (vielen Dank nochmal!!!) an den übelsten Stellen meinem Rucksack nimmt. Fazit: 5 neue Gipfel, 6 Wege, ein paar schöne Bilder im Kopf und eine Kapselprellung im linken Sprunggelenk.
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Steffen
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