Schnee, Höhlen und die Schneehöhle
oder Blizzard im Bielatal
Ahnungslos und gutgelaunt brachen Herdi, QBi, Otto und Ingo am Sonnabendmorgen in Köpenick auf, um an den letzten Herbsttagen im Bielatal zu klettern. In jeglicher Hinsicht freie Autobahn machte uns Lust auf Sachsen, als plötzlich jemand die Worte "Pfaffenstein" und "Weiß" in die Runde warf. Ich hörte nur halb hin, denn das konnte man sich nicht so vorstellen. Als jedoch mit zunehmender Nähe des Elbis Schneetreiben einsetzte und die Straße allmählich immer glatter wurde, wollte ich es doch genau wissen. Wie war das? Schnee in Sachsen?
3, 4, 7, ... 10cm es wurde immer mehr. Auf der Zufahrtsstraße ins Bielatal lag auch schon der erste Wagen im Straßengraben. Wir hielten an, um zu helfen und schon hatten wir uns auch fast festgefahren. Inzwischen waren doch auch 4 andere Autos schon zu Hilfe gekommen, so dass wir unsere Fahrt mit 5-10 Km/h fortsetzten - mit Sommerreifen!
Im Bielatal schließlich 15cm Schnee. Bei Hr. Haustein angekommen holten wir Schlüssel für die DAV-Hütte und machten es uns bei Baumkuchen und Tee erst mal für 20 min gemütlich. Beim Vorbereiten für die Tour wurde uns schnell klar, dass wir suboptimal angezogen waren. Ein Königreich für Gamaschen und Winterjacke! Doch die vom Berlinalltag gebeutelte Truppe wollte nichts sehnlicher als endlich raus in den Winterwald, wie Schlittenhunde die eine Woche an der Leine waren.
So stürmten wir noch heiter in einer kleinen Laufrinne im Schnee, wie wild Fotos vom Winterwald schießend, zu den Griechen. Herdi und mir fehlte noch der Xerxes, aber die Suche nach diesem gestaltete sich zu einem ungemütlichem Unterfangen. Zwanzig Meter die man im Sommer fröhlich hin und her hopst stellen bei Tiefschnee mit teils nassen Schuhen eine Herausforderung dar.
Schließlich fanden wir einen Gipfel, den
QBi über einen Einser Verschneidungsriß-Kamin solo vorstürmte. Durch den inzwischen stark zugenommenen Wind hörten wir QBi vom Gipfel rufen, dass dort eine Abseilöse sei. Also alle hinterher. Auf dem Gipfel mit sturmartigen Eiswind kam richtiges Patagonienfeeling auf.
Bloß runter hier und die erste Höhle suchen. Wir irrten ein bischen umher und entdeckten plötzlich einen recht großen Eingang, wo merklich warme feuchte Luft herausquoll. "Bloß schnell rein hier ins Warme" und so stürmten Qbi und Ingo vor. Langsam wurde uns an Hand der glatten, extrem lehmigen, immer enger werdenden Kamine klar, wohin wir uns vor dem Schnee und der Kälte "gerettet" hatten - die Tiefe Eiländer Klufthöhle, Schwierigkeit S5.
Wie im Donald Duck-Comic klemmten wir vier alle in unterschiedlichen Tiefen im Kamin. "Sieht seeehr eng und lehmig aus" hallte es von unten, also wieder herausqälen aus dem warmen lehmigen Loch und in die Kälte, den Socken etwas Frischschnee gönnen. Nun sahen wir wenigstens schon aus wie die Schweine. Jedoch konnten wir uns nun orientieren und befuhren nach diesen kleinen Anfangswidrigkeiten erfolgreich die Bergkameradenhöhle S3*, welche sehr gut auch ohne Seil machbar ist.
Es folgten Gelbes Elend S4, Gelbe Höhle S2, sowie Schwarze Höhle S1 und Spinnenhöhle S3, die einen extrem engen Durchschlupf hat, wo ich leider 10m vorm Buch kapitulieren musste, nachdem ich mich vorher schon durch einen sehr engen Durchschlupf gequält hatte. Herdi schaffte es immerhin beim zweiten Anlauf.
Und als wenn wir noch nicht genug hatten, stolperten und rutschten wir mit schmerzenden Knien, Ellbogen und lehmverschmierten eiskalten Händen und Sachen geradewegs durchs tiefverschneite Unterholz hinab zum Hauptweg, glücklich über unser Elebtes und die 5 1/2 Höhlen. An der DAV-Hütte angekommen hatten alle deutlich "Körper". So wurde der Abend bei Bier, Abendbrot und Wein zwar schön, jedoch nicht allzu lang.
Am Sonntag wurden Pläne zu klettern gleich ad Klefüh gelegt und abermals zu den tschechischen Höhlen gelaufen. Da die 14 Höhlen alle recht nah beieinander liegen, haben wir vor Ort bereits ein richtiges Wegesystem in den Schnee getrampelt. Als Einstiegshöhle wurde die Mausefalle S2 gewählt, wo bereits der Zustieg ein Abenteuer für sich darstellt.
Nun sollte es zur Schneehöhle S3 gehen, einer Sternchenhöhle mit einem großen Raum/Halle am Höhlenbuch. Wenn man weiß wo sie ist, ist sie sehr einfach zu finden, aber im verblockten verschneiten Gelände dauerte der Zustieg dann doch eine Stunde.
Über drei verschiedene Eingänge wurde die Höhle betreten. Abgesehen von ein paar lockeren Blöcken im Schachtbereich eine wirklich wunderschöne Höhle. Im tiefsten Höhlenraum haben bequem 30 Leute Platz.
Nun hinab in die Schmetterlingshöhle S3. Anfangs befuhr sie sich sehr schön, bis zu einem extrem engen und verwinkelten Durchschlupf, an dem ich drei Anläufe zum reinschlüpfen brauchte, der mich aber abschließend glücklicherweise wieder ausspuckte.
Wieder draußen war Otto noch Feuer und Flamme nun mal eine richtige Höhle (Achtzeiler) zu machen, aber die fortgeschrittene Zeit, die knurrenden Mägen und die knirschenden Knochen ließen uns drei protestieren und Qbi Otto Demokratie erklären.
Das Ergebnis lässt sich ja auch sehen, Wir holten achteinhalb Höhlen mit einer 47., einer 22. und einer 44. Befahrung und zwei Gipfelchen.
Zum Abschluß aßen wir noch gemütlich beim Kurvenwirt im Bielatal.
Bericht von Ingo
Okt. 2012
Kommentare
1. Adrspachy stena, AW III Ingo solo
2. Aussichtsturm, AW I alle solo
3. Rodinna Vez, Linker Schartenriss III QBi solo
Ich sehe es schon kommen: Lauter neue Ideen für Höhlen, in die Roland mich schleifen will. Da muss ich mental wappnen, wenn wir das nächste mal ohne Kletterwetter im Bielatal sind.
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