Vorsteiger wechsle dich
oder „der Weg ist gesperrt“
Otto, Kubi, Herdi, Erik und Heiko hatten sich für das Wochenende vom 2. - 3.6. zum klettern verabredet. Leider konnte sich dann nur ein Kleeblatt auf den Weg ins Kirnitzschtal machen. Kubi hatte noch kurzfristig abgesagt (sehr, sehr schade!). Unser erstes Ziel sollten die Klettergipfel am Kladderadatsch werden. Aber leider wurde uns der Zustieg und die Kletterei auf Grund von Horstschutz verwehrt. (Pech gehabt Keule).
Also wieder rein ins Auto und bis zur Felsenmühle vorgefahren. Von da aus ging es dann zunächst zum Yeti, um das erste Gipfelbuch (von 68) auf selbigem zu bestaunen. Erklommen wurde dieser ehrwürdige Gipfel über die Angstkante (IV), mit Angstschlinge. Den Schwierigkeitsgrad würde ich eher mit VI angeben. Anschließend ging es Richtung Kuhstall wo es noch einige Lücken in der Gipfelstatistik auszumerzen gab. Herauszuheben gilt dabei der Blasketurm, der am AW (VIIa) mit einem überhängendem Risseinstig glänzt. Beherzt und aufgeregt ging ich das Problem an, sollte dieser doch mein letzter Gipfel im Wildensteiner Gebiet werden. Der Risseinstieg lässt sich ganz gut klettern, zumal jede Menge Griffe im verborgenen liegen. So war der Gipfel schnell erreicht und Herdi als auch Otto folgten auf den Gipfel. Am Ende des Tages hatten wir dann in verschiedenen Seilschaften sieben Gipfel bestiegen, somit hatte auch Otto das Wildensteiner Gebiet im Sack.
Die Boofe unter der Glocke bot uns Schutz für die Nacht und die Pläne die wir für den nächsten Tag schmiedeten, kommentierte Herdi mit den Worten „Man plant nicht am Abend, es kommt sowieso anders.“
Recht hat er jedenfalls behalten. Denn auf dem Weg Richtung Schmilka, wo wir eigentlich am Sonntag klettern wollten, brachte Otto urplötzlich den Postakegel ins Spiel. Kurzentschlossen Blinker links und ab zur Obrigenwand zum Aufwärmen. Dann über Pirna zum Ortsteil Posta, wo der gesuchte Klettergipfel auf Privatgrund zu finden war. Wir stiegen aus dem KFZ etwas zögerlich, denn die Gegend sah sehr gutbürgerlich aus und schien nicht gerade auf vier zerzauste Kletterer am Sonntagmittag zu warten. Otto versuchte der ersten Dame am Gartenzaun nicht nur den Erdbeerkuchen, sondern auch nützliche Informationen abzuringen. Totale Fehlanzeige sowohl beim Kuchen als auch bei den erhofften Zustiegsinfos. (Gipfel ja, ja nicht erwünscht und außerdem und sowieso.) Na super, der nächste Nachbar nickte vielversprechend, verwies uns aber weiter zum nächsten Nachbarn. Dieser konnte, wollte, durfte aber nicht und des Weiteren sei der Zugang gesperrt.
Sonntag Mittag in Deutschland, was hatten wir eigentlich erwartet?
Also Plan B, über die Rückseite anschleichen und nicht wie im Kletterführer angegeben Erlaubnis des Eigentümer einholen.
Wir fanden dann tatsächlich einen abenteuerlichen Zustieg und standen dann ehrfurchtsvoll vor dem Gipfel. Otto wollte dann die Südostkante versuchen und Herdi meinte der AW sei bis zum Ring gängig (beides VIIc). Herdi behängte sich also ordnungsgemäß mit Vorstiegsgeraffel und Otto warf erst mal Ballast ab. Im vierten Klettermeter wurde Herdi der Vorstieg auf Grund übersichtlicher Sicherung zu scary und er kam zurück. Inzwischen hatte leichter Regen eingesetzt, der aber wegen Urwald großen Bäumen nicht so stark störte. Also wurde nicht lange gequatscht und ich übernahm den Vorstieg. Der Weg war dann bis zum Ring sicherungsfrei und ca. VIIb schwer. Otto hatte inzwischen abgebrochen, da die Südostkante fett im Regen lag. Da der AW leicht hängt und dadurch noch trocken schien, wollte ich ihn weiterhin versuchen. Ich holte Herdi nach, da am Ring gebaut werden sollte. Mich verließ aber doch der Mut bei zwei, drei halbherzigen Versuchen mich vom Baumann zu lösen und so musste Otto ran. Wir (Herdi und Heiko) bauten also nun zu zweit und ja Otto fand den ersten entscheidenden Griff, um von uns abzuheben. Einen Meter über uns befielen ihn aber Zweifel und er kam zu uns zurück. Kurz ausgeruht und ein erneuter Versuch wurde gestartet. Dieses mal löste sich Otto schnell von der Baustelle und kam gut voran. Etwa 1,5 m vor dem Gipfel stoppte aber der Vorstoß und Otto kehrte erneut zurück. Verdammt! Was nun Herdi? Wie sieht es aus? Herdi nahm sich ein Herz und trat an, konnte aber den ersten entscheidenden Griff nicht erreichen und stand alsbald wieder neben uns. Der Regen nahm nun auch langsam zu.
Also band ich mich doch wieder ein, hatte Otto doch noch von einem Griff berichtet, der da oben an der Kante wäre. Mit Hilfe der beiden Baumänner kam ich dann ganz gut an den ersten Griff und zog mich Stück für Stück nach oben. Die Griffe waren erstaunlich solide und Tritte gab es reichlich. Vor den letzten 1,5 m noch mal richtig hingestellt, nasse Mulde gepresst, Fuß hoch und langsam zum Gipfelplateau gegriffen. Die Mulde hielt und der Zielgriff war scharfkantig. Ein kurzer Aufschwung, und die Beckerfaust ward geschwungen. Das schwer umkämpfte Ziel war nun erreicht und freudestrahlend folgten Herdi, Erik und Otto auf den Gipfel. Bei inzwischen gefälligem Landregen packten wir zusammen und kehrten der Felsenwelt für diese Woche den Rücken.
Bis bald Heiko