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Am Start bei schönstem WetterHüttentour durch die Brenta,
Reisebericht von Steffen

"Die Brenta ist das bevorzugte Klettergebiet der Trentiner. Diese Gebirgsgruppe ist zwar schon lange vor der Zeit, als die Klettersteige in Mode gekommen sind, durch gesicherte Routen erschlossen worden, doch als Allerwelts-Wandergebiet taugt sie selbst angesichts ihrer recht lückenlosen Hütten-Infrastruktur auch heute nicht. Viele Routen führen für Dolomiten-Verhältnisse in große Höhen. Gletscher und Eisrinnen sind in dieser südlichen Alpengruppe nciht selten." Sagt der berühmte Reinhold - und da hat er mal Recht.  

Wir waren bereits im Jahr 2009 in der Brenta unterwegs gewesen, konnten allerdings damals nicht alle von uns geplanten Wege (Klettersteige) begehen weil so viel Schnee lag und wir nicht entsprechend ausgerüstet waren. Also in 2011 ein neuer Versuch, ohne Plan dafür mit Steigeisen und Pickel. Es sollten einfach die "Lücken" aus dem Jahr 2009 geschlossen werden. Und das gelang uns, trotz schlechter Wettervorhersage. Zum Glück stimmt der Wetterbericht nicht immer. Am Anreisetag trafen wir uns mit Gudrun und Eddy in Molveno im Garni Hotel Villanova. Der Chef spricht Englisch, hat einen leckeren Weisswein im Kühlschrank, die Chefin spricht  Deutsch und kann prima Kuchen backen. Das Frühstück ist einmalig, ständig wird frischer Kuchen aufgetragen, da kommt man ganz schlecht zeitig weg.

{slide=1.Etappe: Rif. Vallesinella - Rif. Graffer, ca. 2,5 h und 700 Hm}

In Molvenodiesem Jahr Brenta im Nebelhatten wir listigerweise unsere beiden Pkw im Nordwesten (Rif. Vallesinella) und Süden (Molveno)  des Gebirges veteilt, so waren wir flexibel, was den Tourenverlauf betrifft (wir hatten ja keinen Plan). Außerdem mußten wir nicht mal die Hälfte des Aufstieges wie beim letzten Mal bewältigen (damals 1.600 Hm zur Pedrotti-Hütte). Wir ließen uns auch vom schlechten Wetter auf der Graffer-Hütte nicht die Laune verderben.

{slide=2. Etappe: Rif. Graffer - Rif. Tuckett, 6 h, 730 Hm }

Blick zum Pietra GrandeHier mußten wir 2009 umdrehenAm ersten richtigen "Wandertag" war dann gutes Wetter angesagt, nur ab und zu liefen wir in den Wolken, so unterhalb vom Cima Falkner. Die Umkehrstelle aus 2009 war in diesem Jahr ganz einfach zu gehen, es lag deutlich weniger Schnee. Trotz Verhauer auf der großen Hochfläche unterhalb des Klettersteiges waren wir relativ zeitig an der Tuckett-Hütte und überraschenderweise war dort eine Menge Betrieb, wir mußten im Lager schlafen, war aber nicht schlimm...:-). Am Nachmittag konnte man auf der sonnigen Terrasse prima die Aussicht genießen und den Blick schon zum morgigen Aufstieg, zur Bocca di Tuckett, schweifen lassen.

{slide=3. Etappe: Rif. Tuckett - Rif. Brentei 9 h, 760 Hm}

endlose LeiternAuf diesem langen aber sehr schönen Stück des Bocchette Alte-Weges von der Tuckett-Hütte zur Brentei-Hütte fehlte uns leider ein wenig die Sonne. Hier schlug der berüchtigte Brenta-Nebel zu (na ja, es waren normale Wolken, die sich aus dem verdunsteten Wasser des nahen Gardasees gebildet hatten). Wir waren eine lange Strecke in großer Höhe unterwegs, der Höhenmesser zeigte gefühlte 2 Stunden eine Höhe zwischen 2.950m und 2.975m an. Die Landschaft war trotzdem beeindruckend, auch wenn Weit- und Tiefblicke meistens fehlten. Zum Ende stiegen wir per Detasiss-Klettersteig Richtung Hütte ab. Dieser Klettersteig besteht eigentlich nur aus Leitern. Auf diese Weise kann man schnell an Höhe verlieren. Aus nicht mehr nachzuvollziehenden Gründen haben wir die schöne Alimonta-Hütte links liegen gelassen und sind zur Brentei-Hütte abgestiegen.  

 {slide=4. Etappe: Rif. Brentei - Rif. XII Apostel, 6 h und 700 Hm}

Links unten die XII Apostel-HütteWegen allgemeiner Erschöpfung (die Rucksäcke waren ja so schwer) war heute nur eine kurze Tour zur Apostel-Hütte geplant. Der Weg führte uns dabei zwei Stunden lang über den Vendretta dei Camosci-Gletscher. Es hatte nachts frisch geschneit, so kamen wir uns vor wie im Winterurlaub. Es machte allen Spaß, mit den Steigeisen den Hang hochzustapfen. Nach einer kurzen Kletterei hoch zur Camosci-Scharte (2.676m) sahen wir dann schon unser Tagesziel. Der Tag wurde, wie so oft, mit einem gut Schluck Rotwein abgeschlossen. Als Kompott gab es  einem  Film über eine Expedition des Hüttenwirts zur Ama Dablam in Nepal. 

{slide=5. Etappe: Rif. XII Apostel - Rif. Pedrotti, 9 h, 780 Hm}

Due Denti, da wollen wir drüberDie XII Apostel - Hütte auf 2.487 mAm vorletzten Tag kam was ganz seltens, nämlich zum Mittag eine Hütte am Wegesrand, die Agostini-Hütte. Vorher hatten wir den Aufstieg zu den "Due Denti" (Zwei Zähne, 2.811m) und den Abstieg über den Castiglioni-Klettersteig zu meistern. Nach zwei Stunden Pause und der Besichtigung der örtlichen Eishöhle an der Agostini-Hütte schafften wir es ganz knapp vor dem Unwetter in die Pedrotti-Hütte. Graupel, Sturm und Gewitter schauten wir uns aus der gemütlichen, neu renovierten Hütte an. Dumm war nur, dass die Hütte ausgebucht war. War uns egal, wir hatten einen Sitzplatz, ein Bier, und nach einer halben Stunde sogar ein Zimmer.

{slide=6. Etappe: Rif. Pedrotti - Rif. Vallesinella}

Pause am Rifugio BrenteiDas letzte Teilstück war dann wieder kurz - und ganz ohne Klettersteig. Obwohl wir ganz im im Südosten angekommen waren, konnten wir auf einem prima Weg quer durchs Gebirge, vorbei an den Brentei und Casinei Hütten, direkt zum Parkplatz an der Vallesinella-Hütte laufen und sparten uns so eine zeitraubende Fahrt um den zweiten Pkw zum Hotel in Molveno zu holen.

Parkplatz Rifugio VallesinellaNun haben wir also alle "Klettersteiglücken" geschlossen, kennen fast alle Wege und Hütten (südlich der Graffer Hütte) und haben auch gelernt, die einheimischen Toiletten, die ohne Schüssel, zu benutzen (am besten sind die mit Frontalgriff :-). Mir fällt aber kein Grund ein, nicht nochmals in dieses schöne Gebirge zu fahren, zumal sich nördlich der Graffer-Hütte von uns ein noch völlig unbetretenes Brenta-Gebiet befindet. Und außerdem, gegenüber der Brenta liegt das Adamello-Gebirge...ein Traum!

Zum Schluß, für die Sicherheitsfantiker, noch das leider etwas unscharfe Bild der Leiterbefestigung: Also die Leiter ist ja zu erkennen, der Draht auch, der wird einfach um ein Felsköpfel getüdelt und schon kann der Ferratisti sicher seines Weges gehen.... aber im Ernst, die Eisenwege machen eine guten Eindruck, teilweise sind die Wege komplett neu versichert worden.

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