October Rust im Bielatal
Zur Monatswende und der damit verbundenen Zeitumstellung weilten drei Berliner im namensgebenden Tal und versuchten sich im schließen von Lücken, wobei geomorphologischer Sachverstand hilfreiche Dienste verrichtete.
Nachdem wir erfolgreich geparkt hatten wurde die Gipfelgruppe am Nymphenbad als erstes Ziel auserkoren. Ingo lies es sich nicht nehmen den Talweg an der Stinkmorchel als ersten Weg es Trips anzubieten und so durfte sofort intensiv geklemmt, geschnauft und geschwitzt werden.
Nachdem alle Aspiranten den Gipfel erreicht hatten wurde der Glatte Kegel über seinen Alten Weg entzaubert, wobei das schwindende Tageslicht erst romantische Caspar David Friedrich Anleihen bot und später den Nachsteigern gesteigerte Aufmerksamkeit abverlangte. Wieder auf dem Boden der Tatsachen wurde in kompletter Dunkelheit noch schnell der Gespaltene Turm via AW und Hangelweg von Otto und mir nieder gerungen bevor wir zum gemütlicheren Teil des Abends übergehen wollten. Der Abstecher zum Kurvenwirt stillte Hunger und Durst und die sich einstellende Somnolenz verhinderte weitere Aktivitäten.
Der nächste Morgen bot dann gleich eine schöne Überraschung; gemeint ist nicht die Situation am Frühstücksbuffet sondern das Wormsbergtürmchen. Findet man in keiner Datenbank, vielleicht auch zu recht, wird aber von Alters her begangen und besitzt ein Gipfelbuch. Gelegenheit zum abseilen im Sachsensitz inklusive. Danke Otto. Auf dem Weg zur Glasergrundspitze entdeckten wir noch den oberen Glasergrundkopf der 1937 von Kurt Nietzschmann beim Pilze sammeln erst begangen wurde und eine liebevolle Gipfelbuchkassette aufweist. Die Untere hab ich mich nich getraut. Glücklicherweise konnten wir durch das lichte Unterholz den anvisierten Gipfel erkennen und so folgte die nicht unspannende Begehung des AW´s. Unweit der Spitze strebt der stolze Gipfel des Wormsbergwächters in den Buchenwald und präsentiert sich in imposanter botanischer Pracht. Ingo schreitet zur Tat und umgeht kreativ die defizitäre Sicherungssituation. Ich bin nicht ganz unglücklich das Otto abbaut. Danke nochmal. Danach Fischbrötchen, Radler und ab nach Schandau und Ingo zum Zug bringen, was vorbildlich gelingt. Der kurze Nieselregen ist fast wieder getrocknet als wir erneut ins Tal fahren und Otto bringt den Brausenstein ins Spiel.
Den hab ich noch nicht und so erklimmen wir den stolzen Fels und stehen bald darauf auch auf dem Topograph. Überraschend schöne Gipfel am Beginn des Bielatals, eine echte Empfehlung. Da die Dämmerung naht entscheiden wir uns ohne klassischen Imbiss weiterzuklettern und erreichen den Tempel der Natur im Zwielicht. Hier sind einige tschechische Bergfreunde dabei die Ostkante des Chinesischen Turms zu besteigen, andere haben wie wir bereits eine Gerstenkaltschale in der Hand und schmunzeln entsprechend als wir freundlich grüßend an Ihnen vorbei schnaufen, unsere Stirnlampen aufsetzen und in den Blockkamin am Hallenstein einsteigen. Dieser wir im Heinicke als I verkauft, die haben wir schon mal nicht gefunden. Dafür war der abendliche Blick ein Traum.
Essen in der Ottomühle macht mit den neuen Wirtsleuten nicht mehr so viel Spaß, und so werden wir 18:30 darauf hingewiesen das die Gaststätte im Begriff ist zu schließen. Ohne Worte. Die vier anderen Bergsteiger sind ebenfalls fassungslos als man uns ins Nebenzimmer komplimentiert.
Das wir dennoch einen schönen und ausreichend feuchten Abend erlebten bemerken wir am nächsten morgen. Der AW auf den Hallenkopf entpuppt sich als Aufgabe, auch wenn Dirk und Heiko hier solo unterwegs waren und die Besichtigung des Pumpenwächters und des Herkuleskopfes ermunterte uns in keiner Weise zu Aktivitäten. Das Schnipsen des hinteren Schroffen Steins konnte über die Gesamtsituation nur bedingt hinwegtrösten. Also erstmal was essen und auf Besserung hoffen. Diese tritt dann auch tatsächlich nach der Begehung des Adlerkopfs ein und steigert sich noch im SW Riss am Himmelfahrtsturm. Otto begeht den spektakulären AW am Bär und gemeinsam erwandern wir das Wigwam. Geht doch.
Eigentlich hätte ich gern den Grenzwegwächter bestiegen allerdings wirft Otto auf dem Weg ganz beiläufig den Schaftwaldturm als Alternative aus, na gut, liegt ja auf dem Weg. Klettern im Dämmerlicht haben wir ja schon geübt und so gelingt der Nietzschmann AW. Wer sich die Karte im Kletterführer genau anschaut wird feststellen, dass man nicht umhin kommt die Nadel im Abseits zu (be)suchen und so stapfen wir tapfer durch das stockfinstere Unterholz. Der Gipfel an sich bietet dann kaum noch Überraschungen, ne Nadel im Abseits halt.