Frank Brauners (vor-) letzter Gipfel
Große Ereignisse warfen ihre Schatten voraus. Frank Brauner fehlten nur noch wenige Gipfel. Drei von vier wollten wir dieses Wochenende abhaken. Darunter waren so illustre Bollwerke wie der Basteischluchtturm und der Weberschluchtturm.
Nach langem und mühseligem Anmarsch gelang der Weberschluchtturm über die „Dämmerstunde“ recht flott. Das war Kletterei, wie sie mir liegt. Schöne Tour, schöner Turm, schöne Gegend.
Während Frank, Chrille, Jana, Lucie und Tina sich dort noch weiter vergnügten und Heiko noch der Kampftürmerweg auf den Gipfel gelang, zogen Dirk und ich auf die andere Talseite, um dort das Jortansriff und diverse angeschlossene Gipfel abzuhaken. Schöne Klettereien, meist mit schön schubberigen Kaminpassagen versehen brachten den Gipfelerfolg ein ums andere Mal. Die anderen machten derweil ebenso erfolgreich den Sandschlüchteturm, sodass Frank nur noch zwei Türme zum Allgipfelglück fehlten. Anschließend ging es zur Buschmühle, um mit Bier und Wildbratwurst die verbrauchten Pölsterchen wieder aufzufüllen. Genächtigt wurde übrigens im Bergsteigeranlaufpunkt Nummer eins, in der Villa Ponderosa in Sebnitz. Die Versorgung mit Eierlikör ließ nichts zu wünschen übrig, sodass alle Bergsportinteressierten auf ihre Kosten kamen. Eine herumgereichte Kräuterzigarette verströmte aromatische Düfte und führte dazu, dass nicht alle Teilnehmer den Abend bei vollem Bewusstsein beenden konnten.
Am Sonntag folgten wir dem Beispiel der SGD und stiegen ab, allerdings nicht in die Dritte Liga, sondern zum Basteischluchtturm. Wir drücken ganz fest die Daumen, dass der Wiederaufstieg ebenso schnell gelingt wie der unsrige, am Ende des Tages, zur Bastei.
Nun ja, ein blockiger Kamin zum Einstieg. Warum nicht? Das ging gut bis zur Hochscharte, wo wir uns alle gemütlich festmachen konnten. Der AW verlief dann durch einen verschneidungsartigen Schulterrriss, in dem der geneigte Beobachter im Anschluss eine große Anzahl von Rissfräsenweibchen und -männchen in ihrem natürlichen Lebensumfeld beobachten konnte. Hier waren dann auch deutlich die typischen Brunftlaute zu vernehmen, wie sie bereits im Rissfräsendokumentarfilm ausführlich geschildert worden sind. Nach erfolgreicher Fräserei gab es zur Krönung noch einen kleinen Übertritt auf den Gipfel und den guten torfigen Whisky aus dem mitgeführten Flachmann. Anderl Heckmair hat schließlich die Eigernordwand nach eigener Aussage hauptsächlich auch durch die mitgebrachte Flasche Cognac bewältigt. Dummerweise hatte keiner von uns sechsen einen Fotoapparat dabei. Doch Abhilfe konnte geschaffen werden, indem Chrille einfach seine E-Mailadresse per Offline-Chat zur Basteibrücke übermittelte. Die dort ausharrenden Fans, Fotografen und Pressevertreter schickten ihm die Fotos dann postwendend mittels moderner Internetmedien zu. Vielen Dank nochmal!
Wo wir schon mal da waren, wollten wir uns auch den Rudolf-Holtz-Turm nicht entgehen lassen. Der Neue Weg vom Manfred Vogel bot sich an. Zwei Ringe sicherten ihn schön ab und die Schlüsselstelle lag scheinbar direkt am Einstieg. Das würde eine schnelle Nummer werden! Der Einstiegszug zum ersten Ring lief wie geschmiert. Da hatte ich die VIIb ja schneller in der Tasche als gedacht. Huch, aber was war das?! Da war plötzlich ein überhängender, griffloser und sandiger Bauch über meinem Kopf. Wo kam der denn her? Vielleicht war das doch noch nicht die Schlüsselstelle gewesen? Da war nochmal durchaus kräftige Hangelei vonnöten, um das Ding zu überwinden. Gottseidank musste man anschließend nur noch relativ ungesichert über sandige, steile Bänder queren, um in das darüberliegende Sanduhrenparadies zu gelangen. Das war zum Ausklang durchaus ernste Kletterei gewesen. Zur Belohnung war es die dreizehnte Begehung dieser Tour. Fetziges Wochenende mit fetzigen Leuten! Gerne wieder. (Frank T. aus B.)
Himmelfahrtstag 2022
Eine Woche vorher war schon mal für zwei Tage Elbsandsteinwarmklettern für Pfingsten angesagt. Großen Mengen von Berliner Bergsteigern machten sich zu diesem Zweck in Richtung Sachsen auf. Viele kampierten im Freien. Andere, darunter Micha, Felix, Milena, Kubi, Gotschi und ich zogen es vor, beim Don in der Villa „Bergglück“ unterzukommen. Ein weiser Entschluss, wie sich noch zeigen sollte.
Aufgrund des erhöhten Touristenaufkommens am Himmelfahrtstag war der Basteiparkplatz in Rathen weitläufig abgesperrt. So fuhren wir also, etwas lustlos mit dem Schattelbus hinüber, um uns sofort per Abstieg Richtung Wehltürme vom Touristenmob zu entfernen.
Zum „Warmmachen“ wollten Micha und ich den „Kleinen“ Wehlturm über die SO-Wand erklimmen. An dieser Stelle möchte ich den Turmbenennern nochmal ein Kompliment dafür aussprechen, dieses Monstrum als „klein“ zu bezeichnen, nur weil er gefühlte anderthalb Meter kürzer ist als sein mächtiger großer Bruder. Er war ja dann doch ein klein wenig höher als vergleichsweise der Herbertfels und die Narrenkappe.
Die Kletterei war für V ganz sportlich. Viel Sandgebrösel und gar nicht mal so viele Sicherungsmöglichkeiten. Trotz allem grandiose Kletterei an einer großartigen Wand. Im Abstieg nahmen wir noch den Mittleren Wehlturm mit. Da sich der Wehlkopf als etwas garstiger Sandhaufen entpuppte, ließen wir ihn erst einmal stehen und nahmen uns, quasi als abschließendes Genussbonbon noch den Aschelochturm via „Heiße Asche“ vor. Sehr schöne Kletterei mit guter Absicherung und sandigem Finale (alles übrigens ganztägig untermalt von Feuerwerk, gröhlenden Dresdner Fußballanhängern und lautstarkem Kaufhaustechno von der Basteibrücke). Dabei gesellten sich noch Kubi und Gotschi zu uns, mit denen wir dann die Busreise zurück zu den Autos antraten. Dem Himmel sei Dank fuhr er noch! Auf einen Drei-Kilometer-Rückmarsch hatte irgendwie keiner mehr richtig Bock gehabt.
Beim anschließenden Grillabend ging es sehr gemütlich zu. Nur das Augenaufhalten fiel recht schwer. Ob mir da etwa jemand einen Schlaftrunk in den Schnaps gemischt hatte? Vielen Dank an Heiko, Tina, Milena und Felix für das leckere Nachtmahl!
Nachts wurde ich in meiner Präsidentensuite durch Regengetrommel geweckt. Oh je! Laut Wetterbericht sollte es eigentlich trocken bleiben. Einfach nochmal umdrehen und bis elf weiterschlafen war dann meine Taktik. Nach verspätetem Frühstück im Dauerregen entschieden wir uns, nach Berlin zurückzufahren. Das hatte keinen Sinn mehr. Als kleines Trostpflaster holten wir uns in Bad Schandau noch diverse Kletterbücher und hinterließen meine Kletterschuhe zum Besohlen bei der Christine Arnold. Um den Tag aber nicht ganz gipfellos enden zu lassen, bestiegen wir den Wuhletalwächter mehrfach erfolgreich über verschiedene Anstiege. Wohltuend, diese Stille! (Frank T. aus B.)
Pfingsten 2022 (Einfach mal losmachen und Nerven behalten)
Zu Pfingsten zog es wieder die halbe Berliner Klettergemeinde in den Süden. Diesmal bestand unsere Reisegruppe aus Kubi, Chrille, Tom und mir. Judith, Otto und Herdi gesellten sich später zu uns. Nach dem Zubettgehen (wiederum in der Präsidentensuite des Christlichen Vereins Junger Bergsteiger in Sebnitz) gab es einen Deja Vu (oder Dujardin?). Wieder trommelte der Regen gewaltig aufs Dach und wieder triefte am Sonnabendmorgen alles vor Nässe. Ooch nö! Nicht schon wieder! Naja, wir kannten das Spiel ja schon. Also ab nach Bad Schandau, Kletterschuhe abholen und Kletterliteratur einkaufen. Versuchsweise fuhren wir ins Bielatal, um wenigstens mal zu schauen, ob da nicht doch etwas gehen würde. Und siehe da, der Fels war mittlerweile gut abgetrocknet. Da sie Chrille noch fehlten, turnten wir daher munter an den Glückstürmen und umliegenden Gipfeln herum. Es wurde ein rundum gelungener Klettertag. Hochlichter waren die Südkante am Kleinen Glücksturm, der Glückstreffer am Großen Glücksturm, der Ostriss an der Vergessenen Spitze und die Sprintstrecke am Morschen Kopf. Bei letzterer fühlte ich mich allerdings stark an Asterix und Obelix bei den Briten erinnert: „Ist das hier VIIa?“, „Nein, das ist VIIIa, aber eine I ist heruntergefallen und ich habe vergessen, sie zu ersetzen.“ Echt grobe Leberwurst an kleinen Griffen. Zwar nur kurz und gut gesichert, aber wohl dem, der in der Boulderhalle mal das Durchziehen an flachen Löchern geübt hatte! Als Lohn der Angst durften wir uns in ein absolut jungfräuliches Gipfelbuch eintragen. Das hatte auch noch keiner der Anwesenden bislang erlebt.
Ansonsten tummelten wir uns an insgesamt zehn Gipfeln, von denen zahlreiche auch solo im Auf- und Abstieg erklommen wurden. Den Schlusspunkt setzte für Chrille, Otto und mich der Kalif mit einer schön moosig-feuchten Querung zum Gipfelglück. Froh und guter Dinge wanderten wir heimwärts. Das war doch mal ein wirklich schöner Tag gewesen!
Der nächste Morgen kam mit strahlendem Sonnenschein und versprach 28 Grad im Schatten. Heute ging es ans Eingemachte! Hauptdrilling, Hähnelspitze und Teufelsspitze standen auf dem Programm. Uiuiui! Da waren sie wieder, meine drei Probleme …
Früh raus aus den Federn und fix rüber zum Beuthenfall. Mit Müh und Not erwischten wir noch die letzten beiden Parkplätze im sonntäglichen Pfingstansturm. Der Anstieg zu den Affensteinen erfolgte im wohltuenden Schatten von Bloßstock, Nonnengärtner und Kreuzturm. Auf der Zwillingsstiege stauten sich die Ausflügler und so gelangten wir mit etwas Verzögerung zur Hähnelspitze. Die Scharte lag aber schön im Schatten, sodass die jugendlichen Kletterteilnehmer es sich gemütlich machten und die Kletterei in angenehmem Ambiente von statten ging. Eine weitere Seilschaft war dort zugange, was bedeutete, dass der Gipfel immer gut gefüllt war. „Zonk“ hieß unsere Tour.
Jetzt wurde es ernst – Hauptdrilling, die Dunger-Variante stand auf dem Plan. Gottseidank bestand die südlich ausgerichtete Route aus schön schwarzem Sandstein. So gab es nicht das Problem, an die Finger zu frieren. Mittlerweile waren auch Brecki und Sophie zu uns gestoßen. Zusammen mit einigen Sachsen kampierte somit ein ansehnliches Häuflein am Fuß dieses beeindruckenden, phallusförmigen Gipfels.
Es ging gleich sportlich los. Der erste Ring war schwierig einzuhängen. Schwarze, leicht schmierige Griffe im Überhang taten ihr Übriges. Da war er, der erste Nervenkitzel des Tages! Mit langer Panik-Exe ging es aber ganz gut. Aber nichts mit Ausruhen! Eine schön überhängende Querung nach links folgte, dann ein Aufsteher nach oben und … Wo waren denn die versprochenen Henkel? Herumtasten auf dem Band – Uff! Da war einer! Mittlerweile hatte sich der Ring fast unbemerkt einige Meter nach rechts unten geschlichen. Ein wenig hektisch fummelte ich nach passenden Sicherungsschlingen. Andererseits – da war ja nicht viel zum Legen. Also einfach mal losmachen und die Nerven behalten. Zweimal kräftig durchgezogen und ab zum zweiten Ring. Von hier aus holte ich Chrille nach und machte mich weiter in Richtung Gipfel. Grandiose Kletterei folgte. Erst aufwärts an positiven Griffen, dann quer an filigranen Sanduhren und griffigen Eisenplatten. Noch ein Reibungszug hinüber in die Ausstiegsverschneidung und es war vollbracht! Was für eine Tour! Tom, Judith und Kubi kamen hinterher und alle waren sich einig, dass dies ein ganz fantastischer Gipfel war! Tom merkte allerdings zurecht an, dass die Route ohne die hervorragenden Nachsteiger gar nicht machbar gewesen wäre. Recht hatte er! Vorstieg wird völlig überbewertet!
Nun fehlte nur noch der dritte im Bunde – die Teufelsspitze. Während die anderen Bergsportteilnehmer sich an der Schüllernadel vergnügen wollten, marschierten Judith, Kubi und ich zum Gipfel unserer Wahl. Das war eine Expedition, überhaupt in die Scharte zu kommen. Mit allerhand Seilmanövern installierten wir die Schwebe an der Birke und ließen erst einmal die vor uns gekletterte Seilschaft absteigen. Kurze Frage: „Und, wie war es?“ Kurze Antwort: „Spannend.“
Genauso sah es auch aus. Au weia! Was hatten wir uns da wieder eingebrockt. Um die Kante ging es nicht; die Griffe waren einfach zu klein. Also erst einmal ein paar Meter hoch und Gelände sondieren. Noch sicherten mich Judiths Schwebe und Kubi vom Ring. Jetzt ging es kletternd nur noch nach oben weiter. Ein guter Griff brachte mich um die Kante herum zu einer guten Rastposition, schon etwas oberhalb der Schwebe. Ab hier würde der Sturz auf dem Band unterhalb enden. Schnappatmung! Deutlich drängte jetzt das Bild von Heiko in meinen Kopf, als er vor ein paar Jahren an genau dieser Stelle mit dem Fuß weggerutscht war und sich aber gottseidank noch stabilisieren konnte. Das war Kletterei, wie man es sich schöner nicht wünschen konnte: Der Ring fünf Meter unter mir (um die Kante herum), eine runde, grünliche, etwas schmierige Auflegerrippe in den Händen und dazu trittloses Gelände, was einen beherzten Aufsteher an Steilreibung erforderte. Genau die Kletterei, die ich nicht so mochte. Ein letztes Tarieren des potentiellen Aufschlaggeländes, ein Stoßgebet zum Himmel und hoch den Fuß! Fast auf Kopfhöhe angetreten und einfach mal losmachen plus die Nerven behalten Teil zwei. Schlubber, schlubber über die rollige Reibung bis zum schiffsbugartigen Bauch über meinem Kopf, dann aufrichten und Ring klinken. Uff! Geschafft. Meine Herrn, das war mal eine schöne Psycho-Nummer. Der Rest ging halbwegs entspannt. Alter Vadder! Sowas brauch ich nicht öfters. Kubi und Judith stiegen hinterher und dann hieß es auf dem Gipfel erst mal innehalten und die Landschaft genießen. Inklusive eines Nacktkletterers an der Brosinnadel.
Abends wurde mit Schnaps und Bier gefeiert bis zum Sonnenaufgang. Dann kam der obligatorische Schauer und ein strahlender Morgen mit ausgiebigem Frühstück. Judith, Herdi und Otto entschlossen sich noch zum Gohrisch zu fahren. Der Rest von uns verspürte keinen großen Elan mehr und beendete den Tag mit Schwedeneisbechern und Torte im Café auf dem Hohnsteiner Marktplatz. Ein wundervolles Kletterwochenende ging zu Ende.
(Frank T. aus B.)