Alle waren sie da (außer Erich Honecka)
Tag 1: Immer wieder Regen, Regen, Regen, wenn wir runter fahren wollten. Und Herdis Allgipfelfeier rückte näher und näher. Gottseidank war für Anfang September ein Schönwetterfenster angekündigt.
Der Lange Israel stand auf dem Programm. Ein ordentlicher Humpen. Und es sollte nicht nur der AW sein, sondern die Direttissima.
Nun ja ….
Freitag fuhren der Brecki, Dirk und ich zum Aufwärmen erstmal an die Steinschleuder. Leider waren viele Wege wegen gefährlicher loser Brocken gesperrt. Aber die Westkante entpuppte sich als grandiose Klettertour. Zwei vor uns eingestiegene Jugendliche brachen die Route wegen mangelnder Nervenstärke ab. Somit hieß es für uns: Bahn frei – Osterei! In der ersten Seillänge gab es sehr schöne Wand-/Risskletterei für mich, in der zweiten einen langen Kamin für Dirk und in der dritten einen luftigen Übertritt und großartige Wandkletterei noch einmal für mich im Vorstieg. Die Touris von der Basteibrücke knipsten wie die Irren und Dirk warf sich mit freiem Oberkörper für sie in Pose. So hatten alle was davon und manch junge Dame (und vielleicht auch junger Herr bzw. Außerirdischer) wird sicher schlaflose Nächte mit der Erinnerung an unsere Alabasterkörper verbringen.
Das Neurathener Felstor holten wir uns dann alle drei Solo (Dirk mit Sandalen, Brecki mit Schuhen und ich barfuß). Wieder gab es ein Blitzlichtgewitter vom allerfeinsten für uns drei Adonisse. Zur Feier des Tages dinierten wir im feinen Basteirestaurant und wurden trotz unseres Vagabundenaussehens von den Kellnern freundlich behandelt. Für Brecki hieß es dann Abschied nehmen. Ein letztes Mal angestoßen und ab zur Villa Kunterbunt nach Sebnitz!
Tag 2: Mittlerweile waren Kubi und sein Sohn zu uns gestoßen. Heute war der große Tag. Ein Prickeln und Summen in der Magengegend wies auf eine winzige Aufgeregtheit hin. Wieder ging es nach Rathen, zur Bastei. Dann Abstieg zum Israel. Ohje, war der hoch und abweisend. Was hatte ich mir da nur eingebrockt. Beim Warmbouldern hatte ich dann gleich ein Stück vom benachbarten Reh in der Hand. Das fing ja gut an! Aber egal. Also behängte ich mich erstmal wieder mit dem allernotwendigsten Sicherungsmaterial (ca. 6,5 kg Schlingen und Gedöns) und stieg in das Gerät ein. Nach ca. 5 Metern testete ich erstmal das Sicherungsmaterial. Es hielt. Hervorragend! Leider klemmte der Riss nicht wie erhofft und es ging deshalb etwas langsamer voran. Aber schließlich war der erste und dann auch der zweite Ring erreicht. Geile Nummer bis hierher! Und von nun an sollte es leichter werden. Herdi kam nach und sicherte mich weiter. Mit ein paar Einlitzern gesichert klebte ich nun im Schulterriss und kam nicht vor und nicht zurück. Schöne Scheiße! „Kubi kann das doch, will er nicht vielleicht weitermachen?“, „Nee, Kubi ist auf dem Reh zugange.“ (Stimmt. Dirk, Kubi und Frank B. hatten sich den Nachbargipfel vorgenommen.) „Hast du dann nicht Lust, weiterzumachen?“ „Oooch, ich bin nicht so in Form. Mach du mal weiter, das schaffst du schon! Immer schön Hacke-Spitze und Schulter in den Riss.“ Herrjehmineh! Das war ja genau das Problem. Naja, Zähne zusammengebissen und Knie in den Riss gezwängt und weiter ging es. Gottseidank erinnerte ich mich an den Tipp, das Ding zu hangeln. So kam ich wieder zwei Meter höher. Hier gab es wieder was Ordentliches zu legen. Unter dem Beifall der Basteischaulustigen stieg ich auf den Gipfel. Grandiose Tour! Aber härter als gedacht. Herdi, Judith, Kubi, Mika und Otto stiegen dann hinterher. Alle waren sich einig: Das war ein ordentlicher Brummer!
Vorher hatten Dirk und Kubi und Frank B. in haarsträubender Kletterei das Reh erobert. Während ich im schönen Schulterriss klebte, durfte ich (quasi auf Augenhöhe) Dirk dabei zuschauen, wie er sich am sandigen, feuchten, schlecht gesicherten und rutschigen Steilreibungsaustieg am Reh abmühte. Das war spannender als jeder Krimi! Aber der Durchstieg gelang und fröhlich winkten wir uns von Gipfel zu Gipfel zu.
Da Frank B. auch nur noch vier Stück zur Allgipfelparty fehlten, gab es anschließend ein Seil von oben und einen schwer erkämpften AW auf den Israel für ihn. Immerhin auch VIIb und beileibe nicht geschenkt. Nur noch drei! Die schaffst du auch noch!
Unten genossen wir dann Herdis und Judiths Eierlikör aus dem Schokobecher. Das hatten wir uns redlich verdient! Die Nacht wurde dann erwartungsgemäß lang und nicht alle Jugendlichen waren am nächsten Morgen auf dem Höchststand ihrer Leistungsfähigkeit.
Tag 3: Darum fuhren Dirk und ich wieder nach Rathen, für Wehlgrundwächter, Wehlgrundspitze und Grafenspitze. Plaisierend machten wir uns einen entspannten Klettertag und trafen dabei noch Frank R., Heikos Nachbarn, der mit seinem fidelen Kletterklub die gleichen Gipfel aufs Korn genommen hatte. Fazit: Großartiges Wochenende mit schicken Routen und Bombenwetter. Das machen wir bald mal wieder!
03.-05.09.21
Frank T. aus B.