Nach dem üppigen Sommermonaten mit viel Felskontakt war in letzter Zeit irgendwie der Wurm drin. Entweder schlechtes Wetter oder dienstliche Verpflichtungen hielten mich vom Klettern in der Sächsischen Schweiz ab. Frank B. wollte aber dieses Jahr unbedingt noch einstellig werden, also ab in den Zschand zum Gipfel sammeln.
Leider werden zum Ende der Sammelleidenschaft, seltsamerweise immer weit weg liegende oder schwer begehbare Gipfel aufgehoben. Gern auch in Kombination beider Merkmale.
Ordentlich beladen kämpften wir uns durch ein Gelände reich an umgefallenen Bäumen, die Richterschlucht hinan. Zwei Bergfreunde hatten offensichtlich den gleichen Weg. Nach kurzem Plausch trennten sich dennoch zunächst unsere Wege.
Als erster Gipfel hatten wir die Grenzwand auf der Liste. Der hinterste Gipfel in der Richterschlucht wird im Teufelsturm nicht gerade als Empfehlung gehandelt und der erste Eindruck überzeugte durch einladende Restfeuchte allenthalben. Nachdem der Gipfel dreimal umrundet war, wurde der AW als besteigbar erklärt. Justamente tauchten unsere beiden Bergfreunde auf und waren einer Zusammenarbeit nicht abgeneigt. Schnell stellte sich nicht nur heraus, dass Steffen, einer der beiden, auch sammelte und ihm mit 63 Jahren dieses Kleinod der Sächsischen Bergwelt noch fehlte. Die Einstufung des AW wurde von IV auf V angepasst erzählte er uns. Die Zuversicht stieg in mir steil nach oben. Bei Frank B. indes stieg der Adrenalinspiegel und nach Einrichten einer Schwebesicherung noch mehr. Dem Gelingen stand nun nur noch der elend schindige Schulterriss im Wege. Frohen Mutes stieg ich dann ein um mich Zentimeter für Zentimeter empor zu arbeiten.
Fix und fertig, gelang mir der Durchstieg mit eiskalten Fingern. So durften sich im Anschluss auch die Herren Nachsteiger den Schulterriss hochquälen.
Nach diesem gelungenen Unterfangen ging es flott weiter und über den Bergweg auf den Grottenwächter. Eine schnelle Nummer, so dass beim Blick auf die Uhr der AW auf das Späte Horn noch ins aktuelle Programm aufgenommen wurde. Eine sehr ambitionierte Aufgabe, wie sich herausstellte, die aber mit letztem Tageslicht erfolgreich zu Ende gebracht wurde. Mit nur drei Stirnlampen wurde der Rückweg ein ganz schönes Gestolper durch finstere Nacht.
Nachdem in der C.Böhme Hütte der Kamin knisterte, das erste Bier getrunken und die Kartoffelsuppe gelöffelt war, stellten sich bei Frank Glücksgefühle ein. Nur noch sieben bis zum großen Ziel. Beim Träumen von künftigen Bergfahrten rüttelte ein ordentlicher Sturm an der Schlafhütte, so dass wir das Träumen beendeten und zur nächsten Tat schritten.
Mit dabei waren am Sonntag Gabi (Franks Freundin) und deren Tochter Jana. Vom Neumannmühlen Parkplatz aus ging es erneut in den Großen Zschand über die Richterschlucht zur Schwarzen Zinne.
Ebenfalls ein beeindruckender Gipfel, der über den Wagnerweg, einer Sternchen III bestiegen wurde.
Auf dem Rückweg, der durch die Weberschlucht führte, knackte es verdächtig laut im Geäst. Und dann brachen rechts und links die schwer geschädigten Fichten bei starken Windböen durch. Mit erhöhtem Tempo verließen wir den Ort des Geschehens um keinen Schaden zu nehmen, obwohl uns ein beeindruckendes Ereignis geboten wurde.
Die Bilanz für das Wochenende konnte sich für alle sehen lassen, für die Sammler neue Gipfel und der Herr Vorsteiger hat jetzt alle Gipfel des Großen Zschands im Vorstieg.
November 20
Heiko