Die Zeit war wieder mal reif für eine Fahrt in die Sächsische Schweiz. Trotz des Hochwassers und der trüben Wettervorhersagen wollten Dirk und ich (Heiko) die lange geplante Tour in die Affensteine nicht absagen. Eins vorweg, es hat sich gelohnt.
Früh - wie gewohnt - bei uns beiden ging es am Samstag in Berlin los und so konnten wir unsere schweren Rucksäcke gegen halb zehn in der Boofe am Wilden Kopf ablegen um mit kleinem Marschgepäck und Handbier den ersten Gipfel anzugehen. Der Ameisenturm wurde von uns dann auch mit viel Geduld und Mühe gefunden und entpuppte sich als natürlicher Freund aller Gipfelsammler. Hässlicher Schluchtzustieg mit gepflegter Borke rechts und links plus kurzer ungesicherter Quackenvier. Zuzüglich zum einmaligen Erlebnis wurde noch eine Jahreserste im 72ger Buch festgehalten, welches ordnungsgemäß in einem Ameisennest steckte. Na das war ja mal ein Start.
Auf dem Weg zum Reitsteig wurden noch Höllenwand und Höllenturm mitgenommen bis es uns zur Domnadel verschlug. Dumpfes Grollen aus der Ferne ließ nun nichts Gutes erahnen, aber wir blieben vom Regen, der in großen Mengen Richtung Lilienstein fiel, nahezu verschont. Otto und Herdi hatten nicht so viel Glück im Erzgebirgsgrenzgebiet. Nach einer leckeren Mittagspilsette wurde zunächst die Domnadel und anschließend der Däumling jeweils über den Alten Weg bestiegen. Auf dem Weg zu den Drillingen fiel uns auch zudem noch die Hähnelspitze zum Opfer. Erstiegen von Dirk über den Südostweg, der durchaus ein Sternchen verdient hätte. Als wir schließlich vor dem Hauptdrilling standen, kamen doch erste Zweifel auf, ob heute der richtige Tag zum besteigen wäre. Wir wussten durchaus von Ingo und Otto, dass es gehen müsste und es sah auch alles sehr solide aus, aber irgendwie war die Luft bei uns beiden raus oder die Wurst in der Hose zu groß. Jedenfalls drehten wir ab, mit dem Vorsatz wiederzukommen. Aus diesem Grunde wurde auch der Rest der Drillingsgruppe verschmäht und stattdessen der AW auf den Friensteiner Zacken geschnippst, um anschließend direkt in die Boofe abzuseilen.
Bei strahlend blauem Himmel wurde gegen 18.00 der Kocher angeworfen und Putengeschnetzeltes mit Schalotten und Champignons in Butter geschwenkt. Ja an die Herren Feinschmecker reichen wir nicht heran, aber bei uns gab es wieder Kompott und zwar in Form von Tatra-Tee plus Käsekuchen. Gut gestärkt kam plötzlich noch mal Lust zum klettern auf. Also zogen wir los um den Beelzebub zu bezwingen. Leider scheiterte dieses Unterfangen trotz intensiver Bemühungen am korrekten auffinden des Zustieges zum AW.
Am Sonntagmorgen machten wir uns nach einem schnellen Frühstück Richtung Leuchterweibchen auf, da ab Mittag Wetterverschlechterung prognostiziert war. Über die Wilde Hölle ging es dann recht schnell, bis wir vor einer gut beschlafenen Boofe unter dem Hinteren Leuchterweibchen ankamen. Die Herrschaften waren aber wohl noch zu müde, um dem Treiben der lustigen Berggesellen zu folgen. Diese bauten behände den Einstieg zum AW und erklommen das beachtliche Bollwerk über einen abenteuerlichen Weg. Für IV muss man hier schon mal ganz ordentlich den Finger ziehen. Dirk war nun auf den Geschmack gekommen und erstieg gleich noch das Vordere Leuchterweibchen über den AW. Der Alkohol vom Vorabend war nun langsam aus unseren Körpern gewichen, so dass wir bei fernem Donnergrollen zum Tageshöhepunkt übergehen konnten. Ja, mein 900. Gipfel sollte folgen. Der Leuchterweibchen-Vorkopf wurde als angemessen erachtet und von mir über den AW V* erstiegen. Noch im Sonnenschein aber mit nahenden Gewitterwolken war die Gratulationstour auch auf Grund der übersichtlichen Teilnehmer schnell hinter uns gebracht und die Abseile in Angriff genommen.
In der Boofe gab es dann noch einen Tatra Tee zum Anstoßen und Bacon mit Schalotten zum Mittag. Der Rückweg zum Kfz gestaltete sich dann feuchtfröhlich, denn trotz ausgiebiger Regengüsse und Hagelschauer, fließender Bäche auf den Wegen (wobei von Wegen keine Rede mehr sein konnte) und triefend nassen Klamotten sangen wir unterstützt von heftigem Donnern fröhlich bis zum Auto. Outdoor Klamotten hin oder her, bei so einem Guss hilft nur der alte gute Ostfriesennerz. Zum Glück hatte ich im Auto noch einen trockene Arbeitspullover sonst wäre ich wohl nur mit Unterhose bis Berlin gefahren.
Auf dem Rückweg konnten wir zum ersten Mal feststellen, dass sowohl Beuthenfall als auch der Lichtenhainer Wasserfall so eine Art echter Wasserfall waren. Groß, breit und stattlich wie in Norwegen oder auf Island schoss das Wasser gen Tale. In Ottendorf wurde kurzzeitig sogar die Straße von der Feuerwehr gesperrt, da eine 15 cm hohe Flutwelle die Dorfstraße hinab schoss und komplett überspülte. Da hatten wir also doch noch die große Flut gesehen, obwohl wir uns bewusst vom Hochwasser ferngehalten hatten.
Allen Betroffenen gilt natürlich unser Mitgefühl und wer es kann, sollte ruhig mal was spenden.
08. - 09.13 Heiko