Eine Schnapsidee
Es war wieder mal so weit, am Wochenende um den 12.11. sollte geklettert werden. Leider streikte erst Q‘s Gesundheit und dann sein Auto, sodaß er sich erst einmal um diese Baustellen kümmern musste. Auch Frank T. war gesundheitsbedingt nicht am Start, weshalb ich am Freitagnachmittag ganz allein im Schwedenpanzer gen Sebnitz rollte .
Der fleißige Don hatte zwischenzeitlich diverses Grünzeug von Muttern aus dem Erzgebirge geholt und kam somit seinen bäuerlichen Pflichten als Prepper im vollsten Umfang nach. Es wurde ein gemütlicher Kaminabend zweier alter Herren.
Ich bastele ja gerade an den 50% und deshalb war mein Augenmerk mehr auf Quantität als auf Qualität gerichtet. Heiko fand problemlos das für uns beide passende Ambiente und so wurde Schmilka als Tagesziel für den Samstag ausgerufen. Finn und Otto waren zu dieser Zeit schon in der Goldbachboofe. Auf den Weg zum Parkplatz, es war 9:15, rief Otto wach und munter an und erkundigte sich nach unserer Tagesaufgabe. Die beiden entschieden sich für das obere Kirnitzschtal, wie wir später erfahren sollten.
Nach einigen Orientierungsproblemen im Zustieg fiel für uns in schneller Folge die Wurzelwarte über den AW solo und der Hennefels über den Süd-Ost Weg. Es folgte der Sommerturm mittels Sprunges, der Croschylenturm über die Holzwurmrinne und der Winterturm über den Luftweg. Zum Dessert wurde noch die Poblätzschspitze über den AW gereicht, bevor sich bei uns deutlich ein kleiner Hunger einstellte. Sechs frische Gipfel für mich und ein neuer im Vorstieg für den Don sind doch bei angenehmen, aber herbstlichen Wetter eine gute Ausbeute. Wir strichen die Segel und rollten zur Buschmühle, Sülze und Knoblauchsuppe waren in unsere beiden Köpfe. Wir hatten kaum den Laden betreten, als Andrea verblüfft erzählte, dass Otto und Finn auch hier waren und gerade Richtung Jagdschloss gefahren sind. OK, gut zu wissen, aber an Hopfenkaltschale und warmen Essen vorab änderte sich für uns nix.
Am Abend, als das gesamte Pack vereinigt vor dem Kamin saß, hat mich dieser merkwürdige Schnapsdurst überkommen, dem ich nicht wiederstehen konnte. Zur Komplettierung der Runde erschien noch Frank R., Heikos Nachbar von den Rauschensteinern und so wurde es gesellig, feucht und fröhlich. Heiko und Frank stellten schnell fest, dass beiden sowie Finn und mir ja der Frühlingsturm noch fehlte. Frank merkte an, daß für den Größlerweg ein großer Baumann benötigt werden würde und das ich dafür optimal geeignet wäre. Ich war zu diesem Zeitpunkt ausreichend besoffen, um der Idee zuzustimmen.
Einige Bier und ein paar Stunden Schlaf später fand ich mich leicht verkatert in Schmilka wieder, ewig grüßt das Murmeltier. Gut 45 Minuten danach, verschwitzt und nach Kontakt mit ortsunkundigen Gebietsgästen, fanden wir uns auf dem Plateau neben dem Gipfel des Frühlingsturmes wieder. Das Wetter war eher suboptimal, aus dem Sommerloch wurden frische Nebelschwaden hochgedrückt, es war ungemütlich kalt und windig. Frank, Peter, Thomas, Sandro und Felix von den Rauschensteinern hatten schon den ersten Glühwein getrunken und eine schicke Sicherung für das Vorsteigerpersonal gebaut, mir wurde richtig mulmig.
Die Scharte sah ziemlich breit aus, zum Ausgleich war das Startband für die Füße sehr klein!!! Ich wollte nicht kneifen und nach kurzer Abstimmung mit dem Sicherungspersonal band ich mich ein und rutschte den Kamin runter. Zum Startband zu kommen war nicht allzu kompliziert, der Blick auf das Zielgebiet am Horizont meiner Wahrnehmung war umso beeindruckender. Während ich meine Konzentration sammelte wurde es immer stiller um mich. Die Kollegen kannten die inneren Diskussionen die in solchen Momenten in einem toben. Nach einigem hin und her wagte ich einen Versuch, rutschte fast ab, konnte mich am Ende aber doch halten. Das Problem war, dass ich beim Überfall an Höhe verloren hatte und fast waagerecht zwischen Massiv und Gipfel klemmte. Meine Schultern wurden immer saurer und ich merkte, dass ich entweder neu aufbauen müsste oder jetzt einen Plan B entwickeln sollte. Meine Füße saßen gut, der Kopf im Helm entwickelte Druck in Richtung Gipfel und aus dieser Position gelang mir allen Ernstes ein No-Hand-Rest.
Ok, wenn das geht, dann… Erinnerungen an meinen letzten Yoga-Urlaub im Ashram kamen hoch und so weit war diese Position eigentlich gar nicht von einem ordnungsgemäßen Kopfstand entfernt. Körper angespannt, Unterarme an den Felsen, Hände hinter den Kopf und Heiko Bescheid gesagt, daß er loslegen könne. Nach kurzer Verblüffung startete dieser dann und gelang hurtig über die von mir aufgespannte Bifröst an das rettende Band und hernach zum Gipfel. Was für eine Freude. Etwas später standen alle, bis auf Thomas auf dem Gipfelplateau. Thomas weigerte sich bei Temperaturen unter 15°C die Kletterschuhe anzuziehen und wärmte lieber den Glühwein auf, auch eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe, Danke dafür.
Zurück gelangten wir über eine zünftige Seilbahn. Heiko und ich trollten uns danach langsam Richtung Auto, Otto und Finn probierten sich noch am Abendturm und auch die Rauschensteiner gingen zufrieden ihrer Wege.
Danke an alle Beteiligten, war eine großartige Aktion.
Der Volvo-Chrille am Wochenende vom 11. bis zum 13.11.