Telefonjoker am Dreimännerturm
Die ganze Woche verfolgte Ich schon gespannt den Wetterbericht für Sebnitz. Regen und Gewitter waren die Aussichten, jedoch waren Patrick und Ich entschlossen runter zufahren und sei es nur für Wandern im Regen und chillen auf Heikos Datsche.
Am Freitag Abend checkten wir bei Grill, Bier und MDR-Sachsengedudel die Felsenampel. Die Voraussicht im Gebiet der Steine sah kletterbar aus. Also fuhren wir nach dem Frühstück los nach Pfaffendorf und stiegen an zur nördlichen Pfaffenspitze. Dort gibt es den wirklich abwechslungsreichen und schön zu kletternden Südweg (*IV) von Perry Smith. Oben angekommen konnten wir sehen, dass es nur eine kurzer Weg war zum Dreimännerturm, Ich hatte schon eine interessante Linie an der Nordkannte entdeckt, konnte mir jedoch nicht über die Schwierigkeit und die Wegführung sicher sein. Der Klefü lag am Einstieg und da es für den Dreimännerturm, wie der Name verheißen lässt drei Männer braucht und wir nur zu zweit waren, rief Ich kurzer Hand bei Heiko an - sozusagen unserem Telefonjocker. Heiko hatte den roten Rölke natürlich in der Westentasche- Heiko Ich stell mich Dir beim Schreiben dieser Zeile gerade mit Anglerweste vor - und konnte uns mit der Gipfelübersicht und den Wegbeschreibungen aushelfen. So ging ein munteres Gipfelhopping für die nächsten drei Stunden los. Dreimännerturm Norkante irgendwas - so richtig passten weder die Beschreibung im Rölke, noch die teilweise vor Überheblichkeit strotzenden Kommentare auf Teufelsturm.de - eine schöne Kletterei, bis mich der schwankende Pfeilerscheibenkopf zu besonnener Eile mahnte. Nach einigem Gelatsche vom Vorgipfel zum Hauptgipfel folgten dann der lüftige Übertritt zur Haselmaus und zurück sowie, nach der ersten Abseile noch den AW an der Abendwand. Da grummelte es auch schon am Himmel und wir sehnten uns auch danach, endlich etwas zu trinken. Daran hatten wir nämlich in unserem Gipfelrausch nicht gedacht. Also seilten wir die für Klaustrophobiker beklemmende Schlucht zwischen Dreimännerturm und Abendwand ab, die dann am Ausgang auch nochmal mit einem wankenden Block aufwartete - ein Gewackel heute, Junge, Junge!
Nichtsdestotrotz hatten wir eine unvergessliche Bergfahrt bei schönstem Wetter. Den Abend regnete es ein bis zwei Stunden, und während wir später am knisternden Feuer saßen zog die Feuchtigkeit als Nebel mystisch durchs Tal.
Der Sonntag empfing uns mit freundlichen Sonnenschein und lecker Kaffee, Ei und Speck zum Frühstück. Nach dem obligatorischen Klarschiffmachen fuhren wir frohen Mutes nach Leupoldishain. Dort wollten wir die Steine am Nikolsdorfer Berg in Angriff nehmen. Am Schiefen Block verzichtete Ich auf die schöne aber kraftraubende Hangel und erkor stattdessen den AW (V) zu unserem Aufstieg. Das Legen der ersten Sicherung gestaltete sich etwas zäh, da Ich meinen Stöckel unten gelassen hatte. Also kam Patty damit zwischen den Zähne zu Hilfe. Unsere Mühe wurde mit einem kräftigen, aber - durch den aufwändig gelegten Knoten - gut abgesicherten Zug auf den Absatz belohnt. Das ging ja gut los. Zurück am Einstieg gesellte sich eine neugierige Forststeigwanderin zu uns und wir kamen über Sicherung beim Sandsteinklettern, relative Schwierigkeiten und ihre beeindruckend leichte Ausrüstung ins Gespräch. Wir legten kurzerhand den Weg zum Pfingstkegel gemeinsam zurück. Dort wunderten wir uns in der falschen Annahme vor der Pfingstnadel zu stehen, warum an dem großen Haufen nur vier Wege sein sollten - komisch. Bis uns die Abseilöse am deutlich kleineren Felsen nebenan auffiel. Der AW (III) ist eine gutmütige, kurze Reibungskletterei mit super Griffen. Genußklettern bot im Anschluss die Nordkante am Pfingstkegel - ein Träumchen! Den Abschluss bildete dann die NW-Kante (*VI) am Nikolsdorfer Turm mit einer reibigen, noch leicht schmierigen - jedoch mit nachträglichem Ring dankbar gesicherten - Boulderstelle sowie einem spannenden Überhang am Ausstieg. Auch hier ergingen sich einige Experten auf unserer beliebten Sandsteininformationsdatenbank über Sinn oder bevorzugt Unsinn des Ringes und jammerten regelrecht dem verlorenen gegangenen Ausrufezeichen nach - sind doch nur 6 m Sturzhöhe, kann man doch easy wieder zurück steigen. Ähm, ja Hauptsache einen auf dicke Hose gemacht!
Glücklich mit unserem Kletterwochenende fuhren wir durchs Kirnitzschtal in Richtung Buschmühle während es bereits tröpfelte. Mit der Buschmüllerin saßen wir noch bei einem Abschlussbier, tauschten den neusten Tratsch aus und bereiteten uns nach unserem an schönen Klettererinnerungen reichen Wochenende auf die Heimfahrt vor. Schöne Grüße an dieser Stelle von Andrea und Stefan, verbunden mit der Info, dass am 29.06. mal wieder eine Filmnacht in der Buschmühle ansteht.
Bericht von Thom Meyer