Die Sieberturm Allstars
oder die disziplinierteste Klettergruppe der Welt
Große Pläne hatten wir für das Juniwochenende. Die Ostertürme sollten angegangen werden. Aber es kam alles anders als gedacht. Tom, Chrille und ich schafften es zunächst nur gaaanz knapp, in Sebnitz einzutrudeln, um Heiko zum Geburtstag zu gratulieren. Ganz knapp schafften wir es auch, die Flasche mit Rharbarberlikör zu leeren. Trotzdem standen wir pünktlich am Freitagmorgen Gewehr bei Fuß. Leider hatte es vorher immer wieder geregnet. Also Ostertürme erstmal abgewählt und stattdessen ins Bielatal gefahren. Der Hauptwiesenstein und umliegende Gipfel waren ja auch ein lohnendes Ziel.
Zur Erwärmung hakten wir den Hinteren Wiesenstein über den Abendweg ab. Fein, fein. Jetzt konnte es losgehen. Kaum hatte ich eine Hand an den Hauptwiesenstein gelegt, kam die Dusche von oben. Schei**e! Alles Geschlinge wieder abgelegt und erstmal Bierpause unter dem nächstgelegenen Überhang. Da es recht heftig geschauert hatte und der Einstieg des AW tüchtig reibig und unangenehm war, schnipsten wir erstmal den Mittleren und den Südlichen Wiesenstein über die Alten Wege und begaben uns, bei einsetzender Trockenheit auf die andere Talseite, zum Chinesischen Turm. Der entpuppte sich als Super-Genuss-Fels und erfreute das Bergsteigerherz mit grandiosen Henkeln, spektakulärer Aussicht und guter Absicherung (AW Direkt). Da wir schon mal vor Ort waren, nahmen wir den Mandarin auch noch mit. Das sollte fürs erste genügen, war doch morgen auch noch ein Tag für die Wiesensteine (und schließlich waren da noch die Ostertürme…)
Wieder pünktlich raus aus den Federn, gleiche Stelle – gleiche Welle, Schlingenröckchen angezogen, Hand an den Fels gelegt, Dusche von oben, Schei**e! Das Spiel wiederholten wir noch zweimal (wenigstens fiel noch der Wiesenkopf per AW). Dann hatten wir genug. Auf einstimmigen Beschluss fuhren wir zur Buschmühle, Skat spielen, Bier trinken und fein dinieren. Andrea und Stefan freuten sich über unseren Besuch und verwöhnten uns mit Speis, Trank und wertvollen Skatweisheiten. Außerdem verhieß der Wetterbericht für den morgigen Tag ausschließlich Sonnenschein.
Am Sonntag standen wir zum dritten Mal hintereinander um sieben auf der Matte. Der absolute Wahnsinn! Das gab´s noch nie! Wir hatten uns überlegt, in Rathen den Wartturm und umliegende Gipfel rasch abzuhaken, um danach den Sieberturm zu erklimmen. Der war ja nur IV.
Tja, was soll ich sagen, der Wartturm und der Adolf-Herrmann-Fels waren aus Vogelschutzgründen gesperrt, sodass das Musketier als Ausweichgipfel zur Erwärmung beitrug und wir die 98.Begehung des NW-Wegs (III) einheimsen konnten.
Der Sieberturm sah dann doch etwas gewaltiger aus, als wir in Erinnerung hatten. Nun gut! Der Idealeinstieg war die Route unserer Wahl. Geile Hangel- und Wandkletterei mit zwei Ringen und durchaus harten Zügen führte auf das große Band. Manche Züge waren recht knackig für den Grad, aber die Absicherung war in Ordnung, auch wenn sie manchmal schon weit hinter einem lag, wenn man zurückschaute. Normales sächsisches klettern eben… Doch dann: Auweia! Der Einstieg zur Talseite sah echt übel aus – ungesichert, bröselig und unübersichtlich. Gleichzeitig ballerte die volle Sommersonne in die Wand. Nach einigem Überlegen entschieden wir uns dagegen, einzusteigen. So richtig wohl fühlte sich keiner von uns. Wir querten daher lieber zum Nordweg rüber. Der mit einem Sternchen versehene Fünferweg versprach Genuss zum Feierabend.
Kurzum, das versprochene Sternchen stellte sich als absolut verwitterter, brüchiger und sandiger Spreizkamin dar. Permanent hagelte es Sandbrocken von oben. Wenigstens ließ er sich gut absichern. Was für eine Freude! Oben auf dem Vorgipfel gab es noch einen schön weiten Übertritt, der uns erst einmal einiges an Kopfzerbrechen bereitete., aber dann doch recht entspannt geschafft wurde. Abenteuer vom feinsten! Und trotzdem hat es Spaß gemacht. Wir kommen wieder, keine Frage!
(Frank T.)
15.06.-18.06.23