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Ultrahartes  PlaisierkletternMoos

 


Was soll man groß über ein relativ ereignisarmes Wochenende schreiben, an dem lediglich fünf Gipfel bestiegen wurden? Ein Bericht macht sich ja immer gut, also will ich es dennoch versuchen. Astreiner Nachstieg im Riss vomFriensteinwächter von Tom
Am Freitag des ersten Juniwochenendes trafen Heiko, Tom, Micah, Qbi und ich in der Ponderosa ein. Alle waren etwas müde. Und so gab es außer einem kleinen Plausch und ein paar Bieren keine großen Sachen. Für den nächsten Morgen verabredeten wir uns, früh aufzustehen, um dann zur Felsenmühle zu fahren. Das klappte recht gut. Und so marschierten wir munter in die Affensteine.


Trotz der frühen Stunde war der Gipfel unserer Wahl leider schon belegt. Später erfuhren wir, dass uns Svante Neumann mit seiner Klettergemeinschaft knapp die Jahreserste weggeschnappt hatte. Es wäre meine erste gewesen. Schade! Nun denn. Als Ausweichziel bot sich der „Grottenwart“ an. Qbi demonstrierte in Turnschuhen gleich eindrucksvoll, wie man entspannt den Schulterriss des AW klettern müsste, um wohlbehalten oben anzukommen. Der dicke Bauch will nicht in den AW vom GrottenwartSowohl Heiko, als auch ich waren nicht gänzlich überzeugt und trollten uns brummelnd in verschiedene Ecken, um Alternativen zu suchen. Heiko entschied sich für den NO-Weg und ich mich für den Strubichweg. Ersterer war anscheinend ein garstiger Kamin, der so eng war, dass Heiko seinen Helm nicht hineinbekam. Kurzerhand hängte er ihn an eine am Weg stehende Birke und überließ es Qbi, ihn später einzusammeln. Mein Weg begann sehr schön, mit einem ansprechenden Handriss. So gelangten wir nahezu zeitgleich auf den Absatz des Ausstiegskamines. Ohne Sichtkontakt, dafür aber in Schnauf- und Keuchreichweite arbeiteten wir uns, quasi parallel, den extrem engen Schubberkamin hinauf. Es war ein Schneckenwettrennen. Wer würde als erster oben ankommen? Heiko hatte schließlich (mit einer geschätzten Geschwindigkeit von ca. 5,8 Zentimetern pro Minute) die Nase vorn. Auf dem Gipfel kam uns die Idee, eine CD zu veröffentlichen, mit den schönsten Kaminkletter-, Stöhn- und Fluchgeräuschen. Das wird sicher ein Kassenschlager! der linke Riss ist der schöne! Nordostweg auf den Grottenwart
Auf jeden Fall war schon mal eine ausreichende Erwärmung der sportbegeisterten Jugendlichen sichergestellt. Nächstes Ziel war der AW des „Friensteinwächters“. Ein herrlicher Handriss zog schnurgrade in Richtung Gipfel empor. Das Klettern war grandios, die Hand- und Fußklemmer saßen, die Henkel waren an den richtigen Stellen und die Sonne schien vom azurblauen Himmel herab. Leider waren nicht alle Sicherungen passgenau. Die richtigen lagen unten im Rucksack und die gelegten rutschten fröhlich im Riss hin und her (was ein paar Schweißperlen auf meiner Stirn hervortreten ließ). Tom kam nach und sicherte mich vom zweiten Ring in die Schlüsselstelle hinein, die ich ohne Unterstützung bewältigen wollte.Direkter Einstieg am AW des Friensteinwächter Frank am steilen Handriss des FriensteinwächtersZwei gute Schlingen ließen sich legen und dann hieß es ohne Tritte über den glatten Wandbauch aufzustehen und in die rettende Ausstiegsrinne hineinzukommen. Das war wieder einer der Momente, die wir alle so schätzen. Die letzte Schlinge lag auf Fußhöhe, es gab in der Rinne keine erkennbaren Griffe und man musste irgendwie nach oben, wenn man nicht mit großem Getöse talwärts semmeln wollte. Nach verzweifeltem Antesten diverser flacher Auflegerleisten, machte ich einen beherzten Aufsteher und robbte in die rettende Rinne hinein. Das war knapp! Nun musste man sich nur noch in den Ausstiegskamin wälzen und hatte dann endlich den rettenden Gipfel erreicht. Tom schnaufte gewaltig beim Nachstieg. Heiko wollte auch vorsteigen und kam in den Genuss einer herausrutschenden Sicherung, als er sich, kurz über dem ersten Ring etwas ausruhen wollte. Hui, ging es hinab ins Tal, in den Ring hinein. Was für ein Spaß!Heiko müht sich am Ring vorbei und ist gleich wieder unter diesem
Nachdem alle Jugendlichen auf dem Gipfel standen, sicherten wir noch Paula und Steffen nach oben, zwei Sachsen, die auch Interesse am Gipfel bekundet hatten. Dann siedelte unser gesamter Tross fröhlich zum, mittlerweile frei gewordenen „Friensteinkegel“ über. Nach aufwändigen Seilmanövern kamen wir, nebst unserer Rucksäcke nach und nach am Fuße des Gipfels an. Hoch war er ja nicht mehr. Aber dafür abweisend, griffarm und unzugänglich. Mit Schwebe und Unterstützung konnte ich den Ring einhängen und stand dann etwas verzweifelt in der schönen Steilreibung. Was hatte das noch mit Sport zu tun? Links ein Aufleger, rechts die runder werdende Kante, schmale Reibungsbollen und rundherum viel Luft zum Fliegen. Links ein Aufleger, rechts ein Aufleger, Füße zentimeter-weise höher schieben. Jetzt kam das große Nervenflattern. In voller Überstreckung stand ich da, die Füße maximal in die Reibung gepresst. Hochgreifen, umgreifen, Seitzieher – durchatmen. Mikka an der steilen Reibung des FriensteinkegelsNoch einmal die Füße hoch und es war vollbracht. Was für ein Bollwerk! Tom versuchte sich ohne Unterstützung an dynamischen Zügen, was ihm auch gut gelang. Auch Micah und Qbi kämpften sich verbissen und ohne größere Vorkommnisse nach oben. Ob das noch VIIIa war, darüber lässt sich sicher diskutieren. Plaisier kann auch mal wehtun…
Diese Erfahrung machte auch Steffen, der kräftig zu tun hatte und alles geben musste, um oben anzukommen. Paula und Heiko hatten ebenfalls sichtlich Spaß und komplettierten das erfolgreiche Begehungsteam auf dem Gipfel. Jetzt war aber auch mal Schluss mit Genussklettern! Leider hatten die gastronomischen Einrichtungen bereits geschlossen, was dazu führte, dass wir uns in der Ponderosa mit einem großen Topf Gnocchi, Schnaps, Bier und Würfelspiel belohnten. Hoch her ging es, bis die verbliebenen Beerenreserven mit Rum aufgegossen werden mussten, um eine ausreichende alkoholische Versorgung der Klettergemeinde zu gewährleisten.Frank T auf dem Friensteinkegel
Demzufolge wurde am nächsten Morgen ausgeschlafen und spät gefrühstückt. Mehr tot als lebendig schleppten sich dann Tom, Heiko und ich in den Brand, um weiterhin dem entspannten Genussklettern zu frönen. Heiko schlug uns die Bärengartenscheibe vor, deren AW (o.U.) wir viel schwerer als angegeben empfanden. Ein paar unangenehme und heikle Züge auf rutschigen Tritten, ohne nennenswerte Absicherung, waren nicht das, was ich mir so vorgestellt hatte. Genuss wird eben unterschiedlich interpretiert. Tom im AW der BäengartenscheibeJetzt empfahl uns Heiko den „Kleinen Halben“, dessen Aehligweg am Einstieg irgendwie auch nicht übermäßig vertrauenerweckend aussah. Die erste Sicherung gab es in vier bis fünf Metern Höhe und legen musste man sie auf rutschigen und unsicheren Reibungstritten. Nach diversen zittrigen Versuchen saßen die Knoten und meine Nerven und Muskeln waren restlos am Ende. Tom übernahm den Versuch, in die freundliche und grifflos glatte Rinne hineinzugelangen. Noch mehr Spaß ist kaum vorstellbar. Aber es gelang ihm souverän und nach einigem Gewurme im Schulterkamin konnte er erleichtert den Ring einhängen. Grußelrinne am AehligwegIhm war aber der Genussfaktor zu hoch, also gab es, wie beim Staffellauf, wieder einen Vorsteigerwechsel. Oh, Wunder! Mit Seil von oben hatten sich plötzlich sämtliche Griffe und Tritte vergrößert. Seltsam, seltsam. Vom Ring aus querte man dann in griffige Eisenplatten hinein, die in großer Ausgesetztheit noch in eine schöne Querung zum rettenden Ufer mündeten. Dies stellte aber keine weiteren Probleme dar, lag doch der letzte zuverlässige Einlitzer gerade mal fünf Meter schräg unter einem. Aehligweg am Kleinen HalbenAuch hier gab es interessante Kommentare beim Einstieg „Oh Gott, und das bin ich mal vorgestiegen!“ Als wir alle auf dem Gipfel saßen, war klar: Nichts geht mehr! Abflug in Richtung Heimat - mit dem Muskelkater meines Lebens. Glücklich und erschöpft kam ich zuhause an. Das hat wirklich Spaß gemacht. Aber Genussklettern brauche ich wirklich nicht jedes Wochenende!

 

(Frank T. aus B.)Sonnenschein in Brand und geschaffte Bergsteiger auf dem Kleinen Halben

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