Heute bin ich der Großvater ...
Der Saisonstart im Elbsandsteingebirge fand bei mir dieses Jahr gesundheitsbedingt leider erst Anfang Mai statt. Dafür standen auch gleich drei volle Tage auf dem Programm. Mit Heiko, Otto, Chrille, Arne und Lucie standen wir dann bei strahlendem Frühlingswetter vor dem mächtigen Rauschenstein. Heiko und Otto entschieden sich gleich für die Westkante am Winklerturm. Wir machten erstmal den entspannten Südweg am Rauschenstein, um uns wieder an den Fels zu gewöhnen und auch, um die mitgereisten Jugendlichen nicht zu überfordern. Eine schöne Rinnenfolge führte zum Gipfel. Dem Arne, als relativem Neueinsteiger behagten diese gar nicht, sodass er ein wenig ins Schnaufen kam. In den Rinnen kann man der Anstrengung halt nicht entRinnen. Aber es ging!
Derweil hatte ich vom Gipfel ausreichend Muße, mir Heikos und Ottos Westkante am Nachbarturm anzuschauen. Das ein oder andere „Uff!“ schallte herüber. Heikos Vorstieg und die Sicherungssituation ließen schon mal Freude aufkommen. Wir wollten da schließlich auch noch rauf. Wenn die Reibungsexperten schon schnaufen, dann kann es nur unangenehm werden. Vorfreude ist die schönste Freude!
Als wir dann vor dem Winklerturm standen, sah es erst einmal gar nicht so übel aus, aber die Erstbegeher-Riege (Fehrmann, Hünig, Perry-Smith) war ja berüchtigt …Also rein ins Vergnügen und - siehe da – die Westkante hielt, was sie versprach. Es gab bis auf zwei Deko-Sanduhren nix zu legen, dafür aber durchaus anspruchsvolle Reibungskletterei in voller Sonne. Hua! Gott seidank kamen vor der Querung zum ersten Vorgipfel endlich zwei dicke Sanduhren, die den Puls wieder etwas herunterbrachten. Dann ging der Spaß erst richtig los: Ein Übertritt in schöne Steilreibung, gänzlich ungesichert bis zum, in etwa acht Metern Höhe, lockenden Ring. Also einfach mal losmachen! Peu a peu kam der Ring näher und mit einem erleichterten „Uff!“ konnte ich ihn dann endlich klinken. Nichts für schwache Nerven! Aber weiter ging es: Noch ein Übertritt und nochmal sieben ungesicherte Reibungsmeter bis zum Gipfel. Die Kletterei war durchgehend schön; Runterfallen war jedoch keine Option. Geile Sache! Somit hatten wir unser Bier redlich verdient. Heiko und Otto hatten noch den nicht minder anspruchsvollen Rauschenturm über die Kaminvariante zum AW bestiegen. Da schmeckten das Abendbrot und der Likör!
Im Laufe des feuchtfröhlichen Abends trafen noch Thomas, Judith und Herdi ein. Nachts regnete es dummerweise recht heftig, sodass erst einmal ein großes Fragezeichen über dem Klettersonnabend stand. Nahezu alle entschieden sich fürs Wandern bzw. Fußballgucken. Judith und ich begaben uns aber zur Kleinsteinwand, da Heiko uns den Hinweis gegeben hatte, den Höhlenweg zu machen, der selbst bei Regen meist trocken bliebe. So war es! Nach kurzem Umweg über eine mit Modder gefüllte Rinne stiegen wir entspannt zum Gipfel, wo eine leicht genervte junge Frau am Ausstieg saß, die von ihrem Kletterpartner, anscheinend gegen ihren Willen, auf den Gipfel genötigt worden war. Mit ein paar freundlichen Worten stimmten wir sie wieder fröhlicher, seilten ab und stapften über die Straße zum Zätzschenhornstein.
Ach du liebes Lieschen! Uns bleib die Wahl zwischen einer moosigen Rinne mit fiesem Einstieg und dem benachbarten Rüpelweg, bei dem eine Kiefer und der Fels sich miteinander vermählt hatten. Dann doch lieber Baumgeschubber als feuchte Rinnenaction!
Mit Müh und Not zwängte ich mich in den Baum-Fels-Kamin. Wenigstens konnten man um den Baum jede Menge Schlingen legen! Irgendwann legte sich der Fels jedoch etwas zurück und so gab es auf den letzten Metern noch einmal ungesicherte Reibung. Wie ich das liebe! Mit beherztem Fünf-Finger-Griff ins Moos erreichte ich den rettenden Gipfel. Judith hatte ähnlich viel Spaß.
Anscheinend gab es am Zätzschenhornturm den seltenen Fall, dass Körperlänge (ausnahmsweise) mal zum Vorteil gereichte. Somit hatte sie zunächst leichte Problem, den Baum anzuhangeln. Jedoch ging es dann problemlos und auf der Reibung gab es mit Seil von oben dann sogar noch etwas Kletterspaß. So kamen wir beide unfreiwillig zu unserer Baumumarmungsaktion. Eine sehr würdevolle Besteigung! Gut, dass uns niemand beobachtet hatte.
Noch war es hell! Das bedeutete, wir konnten noch den benachbarten Städelschlüchteturm erklimmen. Man hatte ihn freigeschnitten, was bedeutete, dass wir eine sehr, sehr schöne und trockene Südwand zum Gipfel klettern konnten. Zum Dessert gab es noch den Grünling per AW. Fein, fein! Klettertag perfekt genutzt!
Abends wurden wiederum die angebrochenen Flaschen in der Villa Ponderosa geleert. Es ging hoch her, nicht zuletzt, weil auch noch Qbi und sein Sohnemann eintrafen. Somit war fast der gesamte Bergpunx/FdgB-Haufen beieinander. Doch wieder gab es Regen! Grrrr!
Leider mussten wir somit also auch am Sonntag kleine Brötchen backen. Dadurch kam ich wenigstens zu meiner ersten Begehung der Häntzschelstiege. Beeindruckend!
Wotan und Dämon hießen unsere Tagesziele – beide per Übertritt erreichbar. Der erste, auf den Wotan ging sehr entspannt. Dann standen wir, etwas perplex, vor dem Abgrund zum Dämon. Das sah aber nicht sehr freundlich aus! Nach einigem Herumprobieren war ich mir recht sicher, dass dies nicht der Übertritt sein konnte. Wenn beide Beine im Extremspagat ausgefahren, gerade mal mit den Fußspitzen an den Wänden kratzten, konnte das kein Dreierweg sein. Übel, übel! Judith schaute nochmal nach und leitete die Unternehmung schließlich in die richtige Bahn. Auf der anderen Seite ging´s hinüber. Dort war es dann zwar sehr luftig, aber kein Problem mehr. Nacheinander kamen Chrille, Judith, Thomas und Herdi herübergegrätscht. Spektakulär! Damit hatte der etwas murksig angefangene Klettertag doch noch einen schönen Abschluss gefunden. Wir freuen uns auf Himmelfahrt!
(Frank T. aus B.) 05.05.-07.05.23