Die Geschichte von der Bedenke-Katze
In einer recht verschlafenen Ecke eines kleinen Gebirges mit einem großen Namen und einer noch größeren Geschichte, schlängelt sich ein kleines Flüsschen durch ein hübsches kleines Tal. An diesem Flüsschen steht eine Mühle nebst Hof so idyllisch in der Landschaft, dass es wohl jedem vorbeiziehenden Wanderer ein Entzücken in das Gemüt zimmert und er sich gerne zum Verweilen in der Gaststube niederlässt. Und so ging es auch mit uns, wobei wir unsere Gründe hatten, gleich ein ganzes Wochenende auf dem Hof zu verweilen. So bekamen wir die Gelegenheit, über folgende Begebenheit Kenntnis zu erlangen.
Neben dem Müller und seiner Frau leben auf dem Hof eine Katze und eine einzelne Maus. Das war natürlich nicht immer so. Da die Katze einen nicht unerheblichen Teil ihres Tagesgeschäftes damit zubrachte Jagt auf kleine Nagetiere zu machen, fiel mit der Zeit die gesamte Verwandtschaft der Maus eben jenem Beuteschema zum Opfer. Dass die letzte Maus noch auf dem Hof lebt dürfte wohl damit zusammenhängen, dass sie nicht unerfahren und sogar recht erfolgreich darin war, den Nachstellungen der Katze zu entgehen.
Und so ging es bis hierher: Katze sieht Maus, Katze rennt hin, Maus rennt weg, Katze guckt dumm aus der Wäsche, findet Maus erneut, rennt wieder hinterher und so weiter. Tag ein, Tag aus das gleiche Spiel. Eines Abends war es dann soweit. Während eine Gruppe fröhlicher, weil erfolgreicher Kletterer ein doch recht unbescheidenes Gelage veranstalteten hielt die Maus in dem gewohnten Treiben plötzlich inne und sagte spürbar entnervt zu der Katze: Ey, du Vogel! Ich hab echt die Mäuseschnauze voll. Ewig das gleiche, ätzende Kackelend. Das ist nicht nur langweilig, sondern auch echt anstrengend. Darüber hinaus bereitet es mir Unbehagen, an einem so wundervollen Ort zu leben und dabei ständig um mein Leben fürchten zu müssen. Das passt irgendwie nicht zusammen. Also mach dich mal locker und bedenke: Wenn du mich nun fängst und nach ein wenig Rumgekaue meinen leblosen Körper auf dem Fußabtreter der Zweibeiner zur letzten Ruhe bettest, bist du der letztverbliebene Vertreter der vierbeinigen Bevölkerung hier an der Mühle. Das dürfte fortan ziemlich einsam für dich werden. Wäre es da nicht vielleicht besser, du kriegst dich endlich mal ein und hast dann wenigstens weiterhin jemand um dich rum? Das traf die Katze zwar ein wenig unerwartet, jedoch sie bedachte. Irgendwie hatte die Maus wohl Recht. Darüber hinaus wäre es auch für das Ego nicht das Schlimmste, zumindest potentiell noch einen unter sich in der Nahrungskette zu wissen. So oder so ähnlich kam es, dass sich auf dem Hof beinahe unbemerkt ein epochaler Friedenschluss vollzog und die Katze und die Maus von nun an ein wenig unauffälliger, jedoch in Frieden zusammenlebten.