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Kurzurlaub und StrandGrüner Zustieg in der Richterschlucht

 

Alles Begann am Donnerstagnachmittag mit einer Adaption des beliebten Märchens, in dem Hase und Igel die Hauptrollen besetzen.  Der Don war also schonmal im sonnenverwöhnten Sebnitz. Gut. Meine Verpflichtungen ließen eine Abreise erst in der Dämmerung zu, und so trudelte ich erst kurz vor der Geisterstunde bei Heiko ein. Ein kurzer Abgleich der Ambitionen versprach großen Sport. 

Kamin am Westlichen RauschenturmNach kurzer Nachtruhe und gutem Frühstück fuhren wir nach Schmilka. Ein alternativer Zustieg führt uns schnell und sicher zum Rauschentor und von dort zum westlichen Rauschenturm. Hier habe ich vor 2 Wochen bei durchwachsenen Bedingungen schon mal gestanden und den Weg nicht so recht gefunden. Das wird heute anders. Schnell steigen wir die ersten Kamine und Rinnen gemeinsam, bevor ein Zwischenstand an gebietstypischer Flora notwendig wird. Heiko findet den Weiterweg und bald sitzen wir auf dem Gipfel und schauen in Richtung des eigentlichen Ziels. Das isser, der östliche Rauschenturm. Der Alte Weg wurde im August 1905 von Hanns Schüller und Herrn Schützel erstbegangen und verlangt vom geneigten Aspiranten die Durchsteigung eines variabel breiten Kamins. Im vierten sächsischen Schwierigkeitsgrad, UIAA 3+ oder so ähnlich. Bei der vor Ort Besichtigung im immer dunklem Kamingrund fällt zunächst ein Riss an einer Kaminseite auf, der Sicherungen aufnehmen kann. Dann verengt sich der Kamin ebenda an einer Stelle, die unter dem angesprochenen Riss für die Füße ordentlich ausbaucht. Ist dieser Flaschenhals gemeistert erwarten den Kletterer entweder eine immer weiter aufgehende Spreize entlang des Risses, die mir völlig unmöglich erscheint aber von Dirk und Otto offensichtlich geklettert wurde, oder etwas daneben etwa 20 Meter ungesicherter Stemmkamin am Rande der Wohlfühlzone zu einem Pfeilerkopf, der das Ende der ersten Seillänge markiert.Heiko auf dem Östlichen Rauschenturm Aus genannten Gründen entschieden wir uns für eine, aus unserer Sicht, sicherere und deshalb vertretbare Variante. Der Vorsteiger erklettert mit Sicherung vom Nachbargipfel der Felspfeiler und sichert von dort den Zweiten. Das allein dies großes Kino ist hätte jeder hören können der in unserer Nähe war und wird vermutlich jeder erleben, der sich das mal antut. Als wir beide auf dem Pfeiler stehen blinzelt rechts von uns ein Schulterriss, der sich weiter ober zu einem Kamin weitet und schließlich zu einer Abschlussspreize neben einer Rinne wird. Auf geht’s, Heiko schnauft sich den Fels empor und nach kurzer Zeit höre ich das erleichternde „Stand!“. Geilo. Bald stehe ich neben Heiko und wir freuen schon mal diebisch. Der Blick zu gegenüberliegendem Turm offenbart einen Übergang auf den Eckzahn, der nicht so recht zur Beschreibung des Übergangsweges passen mag. Vom botanischen Stand führen Reibungstritte in Richtung des Kamins des Herbstwegs. Der hat weit oben einen Ring, den es zu erreichen gilt und dann wird halt zwischen den Wänden gespreizt bis die Gipfelzacken greifbar werden. Ein schöner Plan der sofort mit Adrenalinausschüttung belohnt wird. Also runter zu unserem Lager im Kamingrund, kurz gestärkt und den bekannten Weg am westlichen Rauschenturm bis zum Stand an Kieferlein und Birckchen. Zunächst versucht Heiko von dort den originalen Übergangsweg zu finden, aber die Sicherungs- und Kommunikationssituation ist derart abstrus, dass wir abbrechen. Zurück am Stand ist für Heiko klar, dass die vorfindliche Vegetation über jeden Zweifel erhaben ist und er nun den vom Nachbargibbel erspähten Weg einsteigt. Hey, vielleicht wird’s ja ne Erstbegehung. Heiko schiebt sich behutsam über sein Lieblingsterrain und aus meinem Sichtfeld. Kleine Knirpel dienen als Griffe und Reibungstritte gibt es auch. Klasse. Schmilka, die Rauschenspitze im HintergrundDer Ring wird geklinkt und kurz spüre ich Erleichterung. Wenig später ist Heiko auf dem Eckzahn. Knaller. Jubel. Was ein Vormittag. Das mir beim Nachsteigen ein Knirpel so wegbricht das ich fast Falle und die Spreize weit außerhalb meiner Möglichkeiten liegt bleiben hier nur Randnotizen. Auf das Sammlerlatein holen wir die 13. Begehung. Nach derartigem Erfolg geht es in Richtung Rauschengrundkegel. Im Buch klein geschrieben erwarte ich einen Schnipsgipfel. Heiko berichtet davon mal einen 2er Sprung zum Gipfel gemacht zu haben den wir aber beide für heute abwählen. Der AW bietet dann für III lustiges Kaminabgerutsche bis in eine Scharte und moosige Kanten, von denen ich glaube, eine sollte wohl die beschriebene sein. Heiko verzichtet dann auf ein Nachkommen und manchmal ist der Weg zurück zum eigenen Rucksack die klare Kletterschwierigkeit. An der Rauschspitze scheint ohne Unterstützung nicht viel zu gehen und so wenden wir uns der Rauschenkuppe als Abschlussgipfel zu. Die Zustiegsbeschreibung passt hier für uns nicht zwingend zum sichtbaren Gelände und so entscheiden wir uns für einen alternativen Abstieg zum Beginn des AW. Heiko erreicht schnell den ersten Nachholepunkt. Nach dem Bau einer Seilbahn für die Rucksäcke klettern wir mit ebenjenen auf dem kurzen Gratstück zur Dose. Was ein Tag. Über zweimaliges Abseilen erreichen wir den Waldboden und haben so die starke Stiege im Abstieg vermieden.  Der Abend klingt mit ausreichender Hydration im Garten aus.

Neuer Morgen, neues Glück. Das Ziel des heutigen Tages ist die Richterschlucht im großen Zschand. Kurzes Frühstück und los. An der Buschmühle treffen wir Stefan und kurze Zeit später sind wir auf dem Weg. Während des Spaziergangs überlegen wir wie gewinnbringend Fahrräder auf dem Wegstück wären oder der Betrieb eines Wanderstockverleihs, den wir natürlich um Elektroroller und Segway Personaltransporter ergänzen könnten. Letztere könnte man mit wartungsarmen Helikoptern abends aus dem Wald sammeln, um sie mit grünem Strom zu laden. Machbarkeitsstudien laufen. Zustieg zur OktoberspitzeAm Beginn der Richterschlucht steht die Oktoberspitze. Der Zustieg von unten schaut ordentlich anstrengend aus, weil das Baummikado auch hier stilprägend ist. Der Weg an sich ist schön und Heiko erklettert den Gipfel souverän. Der Weg durch die Richterschlucht ist perfekt freigeschnitten und gut zu begehen. Das Nutzen auch andere Menschen die uns überraschend häufig entgegenkommen. Der Weg zum Richterschluchtkegel führt uns abseits des Weges in die Sphären des großen Waldbrandes vom letzten Jahr. Bisher hatte ich die Auswirkungen des Brandes nirgends gesehen. Hier stehen verkohlte Baumstämme auf verbranntem Torf neben frischen Trieben in friedlicher Eintracht. Es sind schon große Flächen, die hier gebrannt haben müssen, schwer vorzustellen wie es während des Feuers hier aussah. Am Kegel angekommen gürten wir uns und Heiko steigt in den Kamin ein. Bald stehe ich an einer großen Sanduhr neben ihm und sehe den Weiterweg ein erstes Mal. Nach einer Krabbeleinlage auf einem Grat folgt eine trittarme Querung an bröselig aussehenden Griffen zu Kante. Die gilt es dann zu klettern.  Als während des Grundschulzeit des Elbsandsteingebirges die Bindemittel verteilt wurden, hat dieses Gebiet vermutlich gerade Kreide geholt. Anders lässt sich die Konsistenz des Felsens schlecht erklären. Heiko spreizt souverän in Richtung Kante und ist flink auf dem Gipfel. Richterschluchtkegel AWIch komme nach und trudele sanft in Richtung Absatz, nachdem mir ein Griff in der Hand zu Staub zerfallen ist. Die Sicherungskette funktioniert, finde ich gut. Die für mich nicht zu sehende Kante kommt ohne große Griffe, dafür aber mit ausreichend abschüssigen Tritten aus. Absolutes Heikogelände. Nach dem Abseilen stärken wir uns und wandern in Richtung Richterschluchtkopf. Kritze erzählte mir mal, dass Umwege die Ortskenntnis erhöhen. Entsprechend biegen wir zielstrebig falsch ab und befinden uns bald auf dem vorgelagerten Riff des angestrebten Turmes. Auch hier hat es gebrannt, das ist deutlich zu sehen. Verkohlte und entwurzelte Bäume machen das Vorwärtskommen langsam. Auf dem Boden blüht beeindruckend farbenprächtig das Moos. Dazwischen kleine Pflanzen die im Sonnenschein wachsen. Der Gipfel an sich ist dann mein erster Vorstieg und kaum der Rede wert. Wieder hydrieren, die Sonne ist gut spürbar und auf zum letzten Gipfel des Tages, dem Richterschluchtturm. 

Kurz vor dem Erreichen des großen Wanderweges hören wir Stimmen. Die dazugehörigen Menschen sehen aus, als seien sie einem Katalog entsprungen. Helm, Walkie Talkies, GPS Gerät und Hängematte seien hier beispielhaft genannt. Wir hingegen sind vollgeschwitzt, ich zumindest und lehnen auf unseren Wanderstöcken, die wir, in der Absicht empirische Daten für die beschriebene Geschäftsidee zu generieren, seit einiger Zeit bei uns führen. Ein schöner Kontrast.  

                               Oberhalb des Richterschluchtkopfes                                                       AW auf den Richterschluchtkopf

Heiko steigt über den Südwestweg auf den Gipfel, wobei sich die Gesteinsqualität an der des Kegels orientiert, und holt sich die 73. Begehung. Vom Gipfel aus beobachten wir drei Falken die im Kessel herumfliegen und augenscheinlich miteinander spielen.  Auf dem Rückweg kehren wir in der Buschmühle ein und schnacken kurz mit Andrea. In Sebnitz holen wir Tina ab, später am Abend wird auch noch Thomas zu uns stoßen. Der Abend klingt entsprechend gemütlich aus.Blindschleiche auf der Zeughausstrasse

Sonntagmorgen das gleiche Ritual. Nach dem Frühstück flink in Kirnitzschtal, den letzten Parkplatz schnappen und ab in den Zschand. Tina, mit Beschwerden am Bein, legt ein derartiges Tempo vor, dass wir deutlich unter der Empfehlung der Wanderschilder bleiben. Am Kleines Edelweißturm gelingt als erstes der AW. Danach möchte Heiko Cornflakes, eine VIIa die einstmals Pelle vorgestiegen ist, begehen. Zusammenhänge zwischen der Gesteinsqualität und den Wegnamen sind in diesem Teil des Gebirges häufig kein Zufall, wie auch der benachbarte Weg, „Heute Zschand-morgen Strand“ nahelegt. Wie auch immer, Heiko klettert das Ding souverän und Thomas, Tina und ich folgen.  

                       Trubel am Kleinen Edelweißturm                                 Großer Edelweißturm, Cornflakes VII a                                Alte Stiege bei den Thorwalder Wänden

Die Sonne brennt ganz schön und so wandern wir in Richtung Klingermassiv. Dort befinden sich die Kletterer der Vereinigung Rauschensteiner, von denen einige eben auch an den Edelweißtürmen geklettert sind. Heiko folgt dem Rat eines älteren Bergkameraden und steigt in den „brüchigen Weg“ ein. Das ist dann durchaus spannend und für den angegebenen Schwierigkeitsgrad nur mit viel Fantasie zu klettern. Als nächste Ziele stehen Tarzan und Krampus auf dem Plan. Der Zustieg gestaltet sich allerdings derart unerfreulich, dass wir nach kurzer Zeit beschließen es hier sein zu lassen. Zu chaotisch versperren die umgefallenen Bäume den einstmaligen Pfad. Und so wandern wir den Reitsteig in Richtung Buschmühle am Reitsteigwächter, den keiner von uns rechtzeitig bemerkt hat vorbei, zu Thorwalder Turm und Thorwalder Wächter.

                                                AW auf den Thorwalder Turm                                                     Übertritt auf den Torwaldwächter mit Sackund Pack

Auch hier müssen wir erst auf ein Riff in Gipfelhöhe und entdecken die Überreste einer alten Stiege, bis wir die Gewissheit haben zu hoch zu sein. Nach kurzem Abseilen werden die beiden Türme bestiegen, wobei der Wächter mit Sack und Pack beklettert wird. Die anschließende Einkehr in der Buschmühle ist sehr willkommen. Was ein Kleinod. Zurück in Sebnitz wird der Grill bestückt und mit Biene und Chrille, die zwischenzeitlich angekommenen sind, ein Tellauer-Event zelebriert. Später am Abend spielen Füße, wie auch schon in der Nacht zuvor, eine Rolle. Das entzieht sich allerdings meiner klaren Gedankenwelt. 

Gut zu Fuß

Am Pfingstmorgen wird schnell klar, dass klettern heute eine kleinere Rolle spielen wird. Alle sind mehr oder weniger platt. Und so endet diese willkommene Auszeit. Fast ein kleiner Urlaub.

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