Wochenend und Sonnenschein
Frohgemut fuhren Tom und ich über Pfingsten runter, damit wir uns mal ein paar großen Kloppern widmen konnten. Leider spielte das Wetter nicht so recht mit. Am Sonnabend standen wir schon am Einstieg des Friensteiner Zackens, als einsetzender Regen uns zum Rückzug zwang.
Im Bielatal war es etwas weniger feucht. So konnten wir mit dem Schweizermühlenturm, der Herkuleswand, dem Herkulesstein, dem Kleinen Herkulesstein und der Zerklüfteten Wand wenigstens noch ein paar Gipfel abräumen, auch wenn das eigentlich nicht der Plan gewesen war.
Der Sonntag bescherte uns zunächst besseres Wetter. Wir gelangten per angenehmem und selten gemachtem Überfall auf die Schluchtnadel. Am Herkuleskopf stand ich bereits ausgespreizt am Übertritt, als ein heftiges Gewitter dafür sorgte, dass wir uns unter einen schützenden Überhang flüchteten und die Begehung vertagten. Leider regnete es den ganzen Tag über immer wieder einmal. Uns gelang aber wenigstens noch die Solobesteigung der Waldkapelle über den grünen und feuchten AW.
Dann ließ die Begeisterung spürbar nach und wir ließen es uns im Asialokal in Pirna gut gehen. Fortgeführt wurde der Wellnesstag in Lohmen mit feinstem Rum und gutem Wein.
Der Montag verhieß dann besseres Wetter, weshalb wir in Schmilka zu den Lehnsteigtürmen hinaufstapften. Es windete zwar beträchtlich, dennoch hakten wir einen Gipfel nach dem anderen ab. Nach anfänglichen Routenfindungsstörungen und damit verbundenen Tobsuchtsanfällen gab es den Bösen Turm AW zur Erwärmung, den III. Lehnsteigturm über den Südweg, eine schöne Riss- und Kaminverschneidung sowie den II. Lehnsteigturm auf dem Übergangsweg o.U., bei dem man zeigen konnte, was man in der Blockkletterhalle gelernt hat. Neben uns war eine sehr sympathische Viererseilschaft zugange, dessen eines Mitglied noch braune Wildlederkletterschuhe aus der guten alten Zeit an den Füßen hatte und im eleganten Ein-Strich-Kein-Strich-Tarn gekleidet war. Wir plauderten etwas und durften ihr Seil beim Abseilen mitbenutzen. Es ist immer wieder schön, nette Menschen zu treffen.
Der Lolaturm artete dann zu einer längeren Unternehmung aus. Der höchst klassische und abwechslungsreiche Gratweg demonstrierte einmal mehr, dass der vierte Grad unterschiedlich interpretiert werden kann. Wer mal einen Gesamtüberblick über das Sachsenklettern in der Kurzfassung braucht, dem sei dieser Weg ans Herz gelegt. Wand, Riss, Nachholen an Felszacken, Überfall, ungesicherter Steilrinnenkamin, Wegfindung und Ausstiegsreibung – alles war vorhanden.
Der AW auf die Lehnwand ähnelte leider eher einem Bergwanderpfad. Der Wand wurde wahrscheinlich nur der Gipfelstatus zuerkannt, weil die Südwand so viele herrliche und lange Routen aufweist. Gottseidank!
Zum Abschluss gab es noch etwas Abenteuerklettern am Lärchenturm. Absteigen durch dreckige Schlotten, Queren durch moosige Kamine und zum Abschluss eine tiefenentspannte Kletterroute.
Das wäre auch solo gegangen. Allerdings zogen wir die Rucksäcke hinterher, damit wir gleich ins Tal abseilen konnten. Mittlerweile hatte der Wind nachgelassen und die Abendsonne bescherte uns einen versöhnlichen Abschluss des etwas verregneten Wochenendes.
- 6.2025, Frank T.
Wochenend und Sonnenschein Teil II
Drei Tage nach unserer Rückkehr befanden wir uns schon wieder auf der Autobahn nach Sachsen, diesmal zusätzlich mit Dirk an Bord. Nach kurzem Überlegen entschieden wir uns dafür, die guten Verhältnisse zu nutzen und nach Rathen zu fahren. Da uns allen noch der Vexierturm fehlte, war er unser Wunschziel. Bereits gegen neun standen wir wegen der zu erwartenden Hitze am Einstieg. Da aber eine kühle Brise wehte, gab es in dieser Hinsicht keine Probleme. Die Amselseekante sollte es sein. Bereits ein paar Jahre vorher hatte ich mit Ingo dort gestanden, aber wegen der Kälte entschieden, das Vorhaben zu verschieben. Ich komme gerne nochmal mit, wenn Ingo diesen Gipfel erobern möchte.
Die Kletterei war schön, aber recht unspektakulär. Man hatte immer gute Tritte und Griffe und ab und zu auch mal eine Gelegenheit Schlingen zu legen, auch wenn diese nicht immer von allerhöchster Güte waren. Durch die vier Ringe gut gesichert ließ sich das aber alles entspannt klettern. Vom ersten Ring ging es über zwei Überhänge zum zweiten, von dort durch steiles Gelände zum dritten und schließlich via Schlüsselstelle zum vierten Ring. Auch dort musste man nur ein oder zweimal beherzt aufstehen und kam ohne Probleme voran. Anschließend gab es die Wahl, den Originalweg nach rechts oder die Ausstiegsverschneidung der Weinertwand direkt zu nehmen. Wir entschieden uns für letzteres, kletterten aber etwas zu direkt, was uns am Ausstieg noch ein paar leicht überhängende Verschneidungszüge bescherte. Somit bestand die schwerste Stelle der Route genau genommen in diesem Weinertwand-Direktausstieg. Nach allerlei Seilmanövern und Kommunikationsproblemen aufgrund des Windes saßen wir dann noch vor dem Mittagessen vergnügt zu dritt auf diesem beeindruckenden Gipfel.
Es stellte sich die Frage: Was machen wir nun? Die benachbarte Vexiernadel gab die Antwort. Zwei Routen standen zur Auswahl, der AW und eine „Mode-VIIc“ (laut teufelsturm.de) von Manfred Vogel. Da der Einstieg von letzterer etwas abgenutzt aussah, ließ ich mich bequatschen, den AW anzugehen. Ein Fünfer-Kamin…hm… das sah erstmal durchaus unangenehm aus. Ich krampfte ich mich rein und schubberte mich Zentimeter um Zentimeter höher. Während Dirk unten am Einstieg herzhaft gähnte, kämpfte ich verzweifelt gegen meinen sich ständig verklemmenden Helm und darum, irgendwo was halbwegs Brauchbares zu legen. Vor Engstelle Nr.1 lag Toms 0,05er Schlinge und vor Engstelle Nr. 2 ein halbseidener Knoten. Während die einen um ihr Leben fürchten, fürchten die anderen, bald einzuschlafen.
Endlich kam ich aus diesem Schinder heraus, konnte per hohl klingender Hangelrippe etwas Land gewinnen und den Ausstiegskamin angehen. So richtig schön war der dann auch nicht, ging aber halbwegs zu klettern. Wenigstens schnaufte Tom im Nachstieg auch und bestätigte mir (wahrscheinlich aus Mitgefühl), dass es sich um ein eher schwieriges Exemplar gehandelt hatte. Dirk kam in Rekordzeit nach. Und so hatten wir den zweiten Gipfel des Tages in der Tasche, als die Sonne den Zenit erreichte. Interessant ist, dass dieser Weg seit seiner Erstbegehung 1972 erst ca. 115 Begehungen aufwies. Beim nächsten Mal nehme ich die Moderoute. Ich hasse Kamine!
Nach mühseliger Kraxelei holten sich Dirk und ich im Vorbeigehen noch den Luginsland und den Dresdener Turm (Tom hatte beide schon im Sack) und dann beschlossen wir den Tag mit einem Festmahl in der „Laterne“ und feinsten Getränken am Lagerfeuer in Lohmen.
Für den Sonntag waren mehr als 30 Grad angekündigt, was uns bewog, in den schattigen Uttewalder Grund abzusteigen, um mit der Höllengrundscheibe, dem Steinernen Bär und der Versteckten Spitze drei besonders schöne Exemplare der Gattung „Hässliche Klumpen für Gipfelsammler“ abzuhaken. Schön kühl war es dort unten, was dem einen oder anderen Klettergruppenmitglied wegen des ausgiebigen Rumgenusses am Vorabend sehr zupass kam. Am doch gar nicht so hässlichen Steineren Bären mussten wir dreimal übertreten, was aber überhaupt kein Problem darstellte, da schon eher der nächste Schubberkamin an der Höllengrundscheibe. Naja, im Vergleich zu gestern ging der eigentlich ganz gut. Wenn du Rückenprobleme hast, geh Kaminklettern. Dann tut dir alles andere so weh, dass du deine Rückenschmerzen vergisst. Ich hasse Kamine!
So ganz ohne Abenteuer wollten wir den Tag aber auch nicht beschließen und so sorgte die Versteckte Spitze mit ihrem Zustieg dafür, dass wir es nicht zu plaisiermäßig angehen ließen. Ranzige Rinnen mit Baumwurzeln und voller Dreck ließen so richtig Freude aufkommen, bevor ein fünf Meter langer Kamin auf den letzten Gipfel des Wochenendes führte. War das eine Hitze! Dann verabredeten wir uns lose für den Höllenhund und die Amselspitze und kamen ohne weitere Vorkommnisse zurück in die Stadt.
17.6.2025, Frank T.